S Ü G G E
R A T H
DAMALS * UND * HEUTE
herausgegeben anlässlich der
Präsentation des Stadtteiles Süggerath
in der Stadtbücherei Geilenkirchen
vom 12. Juni bis 03. Juli 1997
unter Mitwirkung von
Elisabeth Fischer-Holz
Gertrude Claßen
Helmut Nußbaum
Hubert Weber
Hans Hartwigsen
Michael Corres
Theo Peetz
Impressumg:
Zusammenstellung: Theo Peetz,
Auf der Zömm 52, 52511 Geilenkirchen-Süggerath
Layout: R. Peters,
Linnich
Web-Aufbereitung H. Donné,
Süggerath
Zeichnung: Peter Holz, Süggerath
Fotos: diverse
Archive
1. Auflage: 10. Juni 1997 –
150 Stück
2. überarb.
Auflage: 21. Juni 1997 –
50 Stück
Druck: Eigendruck
S Ü G G E
R A T H
ein Dorf, wie es wurde, was es heute
ist
Vortrag von Elisabeth Fischer Holz
anlässlich der Dorfpräsentation am
12. Juni 1997 in der Stadtbücherei Geilenkirchen
1. Ursprung und Deutung des Ortsnamens
Die vielen Ortsnamen auf die Endung “rath”
im Kreise Heinsberg gehen in ihrem Ursprung auf eine umfangreiche
Rodungsperiode im 9. Jahrhundert zurück. Nachdem der Siedlungsraum und die
Feldflur auf der fruchtbaren Börde, dem Lößgebiet
zwischen Rhein und Maas, nicht mehr ausreichte, begann man, die Laubwälder auf
den sandigen oder lehmigen Böden zu roden und dort überwiegend Straßen- oder
Waldhufendörfer anzulegen. Ein solches Straßendorf mit zunächst ausschließlich
rechtsseitiger Bebauung auf dem Rand der gegen Hochwasser gesicherten Niederterasse der Wurm ist Süggerath.
Von der Prummerner Hochfläche
führten eine größere Anzahl Grachten in das hier breit ausgedehnte Wurmtal. Diese Grachten entstanden auf natürliche Weise als
Entwässerungsrinnen nach der letzten Eiszeit. Die fruchtbare Feldflur der
Gemarkung Süggerath ist recht klein. Sie bot daher
nur wenigen mittleren bis kleineren Bauernstellen eine ausreichende
Existenzgrundlage. Mehr als 12 bis 13 Hofstellen hat es selbst im ersten
Viertel unseres Jahrhunderts trotz Düngung und intensiver Landwirtschaft nie
gegeben. So wurden unsere Vorfahren schon früh gezwungen, durch Nebenerwerb
ihren Lebensunterhalt zu sichern. Ehe ich auf diese Nebenerwerbszweige zu
sprechen komme, möchte ich die ursprüngliche Naturlandschaft der Wurmniederung
vor Augen führen, um danach den ersten Wortteil des Namens Süggerath
zu erklären.
Die Wurm mäandrierte in unendlich vielen Windungen in dem
breiten Talboden. Bei Hochwasser trat sie häufig über
die Ufer und hinterließ nach fallendem Wasser Hochwassersümpfe und oft auch
Altarme, da sie ständig ihren Lauf verlagerte. So entstand auf dem breiten Talboden der Wurm ein dichter Feuchtwald aus Weiden und
Erlen und Feuchtigkeit liebendem Buschwerk. Zur Besiedlung war dieses Land
nicht geeignet. Aber da der Wurmbach seit Menschengedenken auch eine
Stammesgrenze, fürstliche Territorialgrenze und kirchliche Verwaltungsgrenze
war, mußte diese auch geschützt bzw. gesichert
werden. Daher belehnten die jeweiligen Grundherren Untertanen zur Belohnung für
treue Dienste mit einem großen Besitztum in der Wurmniederung. Damit verbunden war der Besitz der durch Wasserkraft betriebenen Korn- und
Ölmühlen und auch die Herrschaft über ein Dorf. Das bedeutete, daß dieser Grundherr die Rechtsprechung ausübte, den
kleinen oder großen Zehnten erheben und Hand- und Spanndienste einfordern
konnte. Er seinerseits war Schutzherr der Untertanen mit Hilfe seines
Lehnsherrn, dem Herzog von Jülich. So entstannt
unmittelbar an der Wurm im Mittelalter das Haus Horrich, was “reich an Sumpf” bedeutet. Die Herren von Horrich waren bis zum Aussterben des Geschlechts im 18.
Jahrhundert zugleich die Herren von Süggerath. Süggerath nannte sich Herrlichkeit von Horrich.
Was nun den ersten Namensteil des Ortsnamens Süggerath anbelangt, so geht er auf die einst hier
anzutreffenden Wildsauen zurück. Die Sügge oder Sögge ist die Säugende. Und da die Sau unter den bekannten
Tieren das größte Gesäuge hat, wird der Teilbegriff
zu Identifikation der Art. Wir nennen das pars pro toto. Der
auffälligste Teil des weiblichen Schweins steht für das ganze Tier. So wird aus
der Säugenden die Sau. Somit heißt Süggerath Sau-rode.
2. Nebenerwerbsgewerbe in Süggerath
In der vorindustriellen Zeit konnten Nebenerwerbsquellen nur
aus den natürlichen Gegebenheiten erschlossen werden. Für Süggerath
bedeutete dies: Nutzung der Auwälder der Wurm! Zwei Holzverarbeitende Gewerbe
prägten lange Zeit den Berufsalltag in Süggerath
ansässiger Familien. Dies waren in erster Linie die Holzschuhmacher (Klompemäaker), ein Gewerbe, das sich vom Vater auf den Sohn
in den Familien Bolten, Dohmen
und Speuser vererbte. Pappelholz war das Rohmaterial
des in einen Buchenholzblock, dem Kep, eingespannten Rohling. Ein tüchtiger
Handwerker fertigte am Tage bis zu 12 Paar Klompen.
Sie wurden im Einzelhandel vom Hersteller, aber auch an Weiterverkäufer mit
hundert Paaren in verschiedenen Größen abgegeben. Im Anfang unseres
Jahrhunderts lag der Preis bei 50 Pfennig für ein Paar. Zwei bis drei Paar
Kinderholzschuhe kosteten je nach Größe soviel wie ein Paar für Erwachsene.
Die zweite Art der Holzverarbeitung war die Korbmacherei.
Dieses Gewerbe ist arbeitsaufwendiger als die Klompeherstellung.
Im Winter wurden die Weidenruten geschnitten, sortiert und gebündelt, danach
für mehrere Monate “en der Kangel” oder “en Dricke Wej” in Wassergräben
zusammengestellt. Sie sollten hierin neu austreiben, damit sich die Rinde
leichter abschälen ließ. Ende Mai bis Juni wurden die Stengel
geschält und getrocknet. Bei diesen Schälarbeiten mittels einer eisernen
Klammer wurden auch die Kinder herangezogen. Aus dem Rindenabfall flochten die
Schulmädchen ihr Frühjahrsspielzeug: das Seilchen. Aber auch Seilereien kauften
diese Rindenseile als Verpackungsmaterial auf. Die Wurmauen wurden im 19.
Jahrhundert systematisch mit der Anpflanzung von Weidekulturen genutzt. Auf dem
Gelände rechts und links der Straße “Am Mühlenkamp” befanden sich große Weideanbaufelder
umgeben von Wassergräben. Auch das Gewerbe der Korbflechtertei
war Familienmonopol der Blankartz, Braun, Mevissen, Bolten, Gillessen, Sodermanns, Schaffrath, Mainz und Bleilevens.
Mit etwa 30 Weißkörben über der Schulter zogen die Korbmacher zu Fuß nach Hilfarth oder Beggendorf, wo sie
ihre Abnehmer hatten.
Alles was die Natur in den Wurmauen hergab, wurde genutzt.
Aus dem Abfallholz und dem Heckenschnitt stellte man Schanzen her für den
Bäcker und das hauseigene Backes, welches sich feuersicher meistens im Garten
befand.
Die Bevölkerung von Süggerath war
nicht wohlhabend, litt aber auch nicht unter Mangel, denn die kleinen
Gewerbetreibenden besaßen meistens noch einen Nutzgarten, ein Stück Feldland
oder Weide und konnten neben Geflügel oft eine Kuh halten und ein bis zwei
Schweine im Jahr aufziehen. Die Nahrungsgrundlage war gesichert, aber das
Bargeld war stets knapp. Daher war die Lebensführung
und auch die Ausstattung der Häuser äußerst schlicht.
3. Folgen des Eisenbahnbaus und der Wurmregulierung und
-verlagerung
Als mit dem Beginn der Industrialisierung im 19, Jahrhundert
für viele ländliche Gegenden ein großer Umbruch durch die Landflucht begann und
ein Preisverfall der Agrarprodukte durch die Einfuhr aus Übersee der
Landwirtschaft sehr zusetzte, wurde Süggerath davon
weitgehend verschont.
In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die
Eisenbahnverbindung von Aachen über Mönchengladbach nach Düsseldorf gebaut. Die
Trasse verlief auf ganzer Länge unmittelbar an Süggerath
vorbei. Der Ausbau der Strecke bedeutete zwar einen Eingriff in die Struktur
der Landschaft und in die Eigentumsverhältnisse. Aber sie verschaffte auch den
Anrainerdörfern neue Arbeitsplätze. Viele Männer ergriffen die Gelegenheit und
ließen sich von der Eisenbahngesellschaft für einen krisensicheren Arbeitsplatz
mit Aufstiegsmöglichkeiten anwerben.
Zuerst war es die Arbeit beim Gleisbau in der sogenannten Rotte, später der Dienst an den drei Schranken
der Straßenüberwege, im Stellwerk, in der Bahnmeisterei, im Innendienst sowohl
am Bahnhof Geilenkirchen wie auch in Lindern und beim Ausbesserungswerk Jülich.
Mehr als zum beginnenden Steinkohlebergbau in der Region oder in die Fabriken
des Umlandes fühlten sich die Süggerather zum Bahn-
und Postdienst hingezogen. Von meiner eigenen Familie kann ich berichten, daß in drei Generationen: der meiner Großeltern, meiner
Eltern, und meiner eigenen jeweils mehrere Personen im Bahndienst ihren
Lebensunterhalt verdienten.
Die Eisenbahntrasse bildete während mehr als einem halben
Jahrhundert einen Riegel in der Bebauung nach Osten. Über die Bahn hinaus
dehnte sich das Dorf auf lange Zeit hin nicht aus. Zwar war kurz vor dem Bau
der Bahn das erste Süggerather Schulgebäude in der
Höhe der Kirche “Auf der Zömm” errichtet worden.
Wegen der Gefährdung der Schulkinder wurde diese Schule aber geschlossen und
später eine neue an der heutigen “Jan-von-Werth-Straße”
gebaut.
Wurm und Bahnstrecke, die beiden parallel verlaufenden
Linien, bildeten bis in unser Jahrhundert mit nur zwei Ausnahmen die
Bebauungsgrenze von Süggerath. Auf der sogenannten “Insel” befanden sich zwei Häuser. In einem
wohnte einst ein Korbmacher. Reste der Bausubstanz eines dieser Häuser ist heute in einem Neubau integriert. “Auf der Zömm” wurde kurz vor dem ersten Weltkrieg das erste Haus
gebaut, dem erst nach und nach in unserer Zeit weitere folgten.
So wie der Bau der Eisenbahn unmittelbar am Dorf entlang
eine Umgestaltung der Landschaft und eine Veränderung der Berufsstruktur mit
sich brachte, so hat die Verlegung des Wurmbettes vom Dorf weg und die
Begradigung des Bachlaufes Ende der sechziger Jahre eine ganz einschneidende
Veränderung im Dorfcharakter, dem Siedlungsbild, zur Folge gehabt.
Obwohl während der Kriegsereignisse im November 1944 der
vollständig evakuierte Ort durch Artillerie weitgehend zerstört wurde, zogen
die ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte den Wiederaufbau oder Neubau an alter
Stelle nach sich. Lediglich die heutige Jan-von-Werth-Straße
war zum Teil schon vor dem Kriege verbreitert und für den Durchgangsverkehr
ausgebaut worden. Der Friedhof an der Kirche mußte
zugunsten der Straßenverbreiterung
aufgelassen werden.
Mit der wirtschaftlichen Gesundung der Bevölkerung in den
siebziger Jahren setzte in Süggerath ein Bauboom ein.
Die früheren Überschwemmungsbenden wurden als Bauland
ausgewiesen, und es fand eine Arrondierung des Dorfes statt. Oberdorf und
Unterdorf wuchsen über den “Inselweg” und die “Rosenbenden”
zusammen.
4. Sozio - kultureller Wandel des
Dorfes Süggerath in jüngster Zeit
Von der Vergangenheit nun ein Blick in die Gegenwart mit den
Augen einer nach vielen Jahrzehnten in die Geburtsheimat Zurückgekehrten.
Was fällt auf? Süggerath ist ein
schönes gepflegtes, sauberes Dorf. Der Friedhof präsentiert sich einem großen terassenförmigen Garten gleich in allen Jahreszeiten im
üppigen Schmuck von Blumen oder grünen Gestecken.
Das Neubaugebiet am “Inselweg” und in den “Rosenbenden” offenbart zwar Wohlstand der Besitzer,
vermeidet aber eine protzige Zurschaustellung. Es fällt weiterhin auf, daß (abgesehen vom Sportplatz) nur selten Kinder draußen
spielen. Auch auf Spaziergängen durchs Dorf begegnet man nur selten Menschen.
Des Rätsels Lösung ist die Tatsache, daß
Süggerath inzwischen zu einem Wohn- und Schlafdorf
geworden ist. Wenn man daheim ist, hält man sich vorwiegend im Hause
auf.
In dem mehr als 800 Einwohner zählenden Dorf gibt es zur Zeit weder einen Kindergarten, noch eine Schule, keine
Altenbegegnungsstätte, kein Geschäft, lediglich zwei Gaststätten, deren
mögliche Schließung in absehbarer Zeit erfolgen dürfte.
Alle beruftätigen Personen mit Ausnahme weniger Landwirte
und den in dem Betrieb Fabry Beschäftigten arbeiten
außerhalb des Dorfes. Alle Kinder verlassen morgens das Dorf, um in Würm oder Geilenkirchen zur Schule zu gehen. Das bedeutet,
während der Schulstunden oder Arbeitszeit leben nur Rentner, Hausfrauen, Kranke
und Kleinkinder in den Häusern. Vermutlich sind sogar etliche Häuser
stundenweise ganz menschenleer, weil die nicht außerhalb Tätigen zum Einkauf
oder zu Arztbesuchen in der Stadt Geilenkirchen sind.
Solange die Familien motorisiert sind und vielleicht sogar
zwei Autos besitzen, wird die notwendige Mobilität vermutlich nicht als
Belastung empfunden. Bei Fortdauer des Zustandes bahnt sich vielleicht eine Besorgnis
erregende Entwicklung an: das Fehlen der Sozialisation, einfacher ausgedrückt:
wo soll ein Kind, ein Heranwachsender ein “Wir-Gefühl” entwickeln, wenn es sich
im Wohndorf Süggerath nur zum Essen und Schlafen
aufhält?
Um dieses Vakuum auszufüllen, fällt unseren Vereinen eine
ganz bedeutende Aufgabe zu. Nur sie können noch die jungen Menschen mit ihren
unterschiedlichen Neigungen auffangen und zueinanderführen,
um ihnen das Gefühl zu vermitteln, einer Dorfgemeinschaft anzugehören und sich
ihr gegenüber verpflichtet zu fühlen. Zum Glück hat Süggerath
eine Anzahl von Vereinen, die zu den Fest- und in Notzeiten in Erscheinung
treten. Ich freue mich, wenn ich auf dem Sportplatz das Balltraining mit den
kleinen Jungen und Mädchen beobachten kann und sehe, wie die Kinder das
Zusammenspiel nach Regeln erlernen. In den Musikgruppen wachsen die Kinder
durch das Zusammenspielen mit älteren Musikern in die Harmonie eines Orchesters
oder Chores hinein.
Wenn ich an die Arbeit der Frauengemeinschaft denke, dann imponiert
mir deren Teilnahme mit den Kranken aus dem Dorf und denen, die im Krankenhaus
liegen. Die Langzeitkranken werden regelmäßig besucht, und auch im Krankenhaus
erfahren die Kranken Mitgefühl durch die Frauen der Frauengemeinschaft. Auf dem
Friedhof werden Gräber von Menschen, die keine Angehörigen am Ort besitzen ohne
großes Aufheben von Frauen gepflegt.
Noch ist Süggerath auf dem Weg der
sozialen Verarmung nicht verloren. Darum wünsche ich den Vereinen und ihren
ehrenamtlichen Mitarbeitern viel Mut und Schwung in ihrem Engagement, damit
unser Dorf S ü g g
e r a t h weiterhin unsere liebenswerte sozio-kulturelle Heimat bleibt.
Frau
Elisabeth Fischer-Holz
im
Hintergrund die alte Dorf-Schmiede
Aufnahme
1942
S Ü G G E
R A T H
Auszug aus einem Gutachten des Büros
für
Stadtplanung, Dorfentwicklung und
Straßengestaltung
Schröder-Bavaj, Monheimsallee
75, Aachen
BESTANDSANALYSE
GESCHICHTE
Süggerath entstand als Rodesiedlung im Prummerner Hofverband. Der Ortsname Süggerath
von “Sau-Rode”, Rodung, wo die Wildschweine
“suhlten”, abgeleitet.
Das in Hanglage und Bachaue gelegene Süggerath
war nach Tranchhot 1810 ein baulich-räumlich
zweigeteiltes Straßendorf entlang der wichtigen Verbindung
Geilenkirchen-Wegberg. Die baulichen Erweiterungen erfolgten durch innere
Auffüllung (das zweigeteilte Dorf wächst zusammen) und Erweiterungen nach
außen. Hierbei wurden vorwiegend landwirtschaftliche Flächen in Anspruch
genommen, von denen Süggerath umgeben ist.
DORFSTRUKTUR UND BAUSUBSTANZ
Süggerath ist ein landwirtschaftlich
geprägtes Dorf, das teilweise städtische Elemente und Strukturen aufweist.
Besonders prägend ist der umfangreiche Grünbereich, in den das Dorf eingebettet
bzw. durchzogen ist.
Von der ursprünglichen Ausgangsposition der Tallage an der Wurm ist die Bebauung immer weiter in die
Hanglage bzw. nach Begradigung des Bachlaufes auch auf Flächen, die ehemals
Ufer- bzw. Überschwemmungsbereich waren (“Inselweg”, “Am Mühlenkamp”),
vorgerückt.
Die beiden historischen Bereiche Süggeraths,
nördliche “Jan-von-Werth-Straße und “Im Hufeisen”
kennzeichnen sich auch heute noch durch historische Hofanlagen im fränkischen
Stil. Sie geben dem Dorf in diesen Bereichen seinen Charakter.
VERKEHR UND INFRASTRUKTUR
Süggerath wird durchschnitten vom Verlauf der
Landstraße 364 (Geilenkirchen-Hückelhoven) und fast
parallel dazu verlaufend der Bundesbahntrasse (Aachen-Mönchengladbach). Süggerath hat, das Wurmtal
querend, eine Verbindungsstraße nach Tripsrath und Prummern.
Seine relativ verkehrsgünstige Lage, die vorhandenen
Infrastruktureinrichtungen und der großflächige Wohnstandort machen Süggerath zu einer vom Verkehr stark frequentierten
Ortslage.
DORFCHARAKTERISTIK
Durch das Dorf führt eine
Hauptstraße von überörtlicher Bedeutung. Die Bebauung entlang dieser Achse ist
sehr von dem jeweiligen Besiedlungspunkt gekennzeichnet. Während im Ortskern
die z.T. geschlossene Reihenhofbebauung vorherrscht,
sind die später besiedelten Ortsränder bzw. aufgefüllten Baulücken meist mit
freistehenden Ein- und Mehrfamilienhäusern bebaut worden.
Durch die unbebauten Grundstücke ist die topographisch
bedingte Bebauung gut lesbar. Die vorhandenen Obstwiesen bilden eine ökologisch
wertvolle und reizvolle Auflockerung innerhalb der bebauten Ortslage. Der Pappelbestand
kennzeichnet den Verlauf der Wurm, im Wurmtal.
Das Dorf hat mehrere Abschnitte gut
erhaltener und restaurierter historischer Hofanlagen. Die Ensembles könnten ein
noch positiveres und ökologisch wertvolleres Erscheinungsbild erhalten, wenn, wie
bereits vorhanden, die weiträumigen Vorbereiche von den Nadelhölzern befreit,
und mit Hecken und/oder Obstbäumen bepflanzt würden. Die Fortführung der Hecken
wäre in diesem Fall auch zur Bildung einer Raumkante von städtebaulichem
Interesse.
Die rückwärtigen Bereiche der
Hofanlage, die früher den Ortsrand bildeten, sind häufig von intakten
abgestuften Vegetationsstreifen umgeben. Heute ist, durch die Erweiterung des
Dorfes und Erschließen einer neuen Hauptachse, der rückwärtige Bereich
Vorbereich geworden, der unmittelbar an die Straße angrenzt. Damit sind manche
Höfe durch ihre Umgebung beidseitig von “Vorbereichen” umgeben.
Die Kirche liegt als Bindeglied der
beiden geschlossenen historischen Bereiche mit ihrem Eingang zur
Hauptverkehrsstraße des Dorfes. An ihrem Fuß befinden sich Obstwiese und
Weideflächen einer gut erhaltenen Hofanlage. Da die historische Bebauung
(links) mit Neubaubebauung (rechts) noch nicht zusammengewachsen ist,
ermöglicht es dem Betrachter vom Hochplateau aus, einen unverbauten Blick ins
landschaftlich reizvolle Wurmtal.
Die großflächige gewerbliche Bebauung in der Wurmaue sollte
eine wirksame Vegetationszone umschließen, auch im Hinblick auf den Erhalt
dieser positiven Blickbeziehung.
Der geschlossenen Reihenhofbebauung werden
freistehende Einfamilienhäuser gegenübergesetzt, die vorherrschende Traufständigkeit mit durch giebelständigen
Häusern durchsetzt. Die durch zurückversetzte Bebauung entstehenden
tiefen Vorgärten werden ziergartengemäß gestaltet. Auch in den rückwärtigen
Gärten finden sich überwiegend Zier- statt Nutzgärten.
Das Dorf wird, parallel zu seiner Durchgangsstraße, auch von
einer Bundesbahntrasse durchschnitten. Hieraus resultieren insbesondere für die
unmittelbaren Anlieger erhebliche Geräuschimmisionen.
Die Attraktivität der fußläufigen Begehbarkeit des Dorfes wird, aufgrund der
Beschränkung auf Querungspunkte, die die zurückzulegende Strecke zusätzlich
verlängern, eingeschränkt.
Die Straßenränder der bebauten und
unbebauten Bereiche unterscheiden sich auch aus ökologischer Sicht stark
voneinander. Während die Privatbesitzer häufig trennende Elemente (Barrieren)
und Befestigungen, wie Mauern etc. einsetzen, gibt es im öffentlichen Bereich
noch ökologisch wertvollere, unbefestigte Randbereiche (Saumgesellschaften).
Die gut erhaltenen historischen
Hofanlagen (Ensemble) erzeugen im Zusammenhang eine charakteristische
Raumwirkung. Es handelt sich hierbei um eine architektonisch und städtebaulich
bedeutsame Bausubstanz. Auch ihre ökologische Bedeutung, z.B. der
Dachüberstände als Nistplätze für Schwalben oder auch Dachböden und Mauerecken
als Lebensräume für Fledermäuse, ist deutlich hervorzuheben.
DORFÖKOLOGIE
Süggerath liegt in einem topographisch leicht
hügeligen Gebiet. Das Dorf ist von einem fast vollständig geschlossenen
Vegetationsstreifen, insbesondere Obstwiesen, umgeben. Der Ort fügt sich gut in
seine umgebende Landschaft ein.
Innerörtliche Obstwiesen, bäuerliche Gärten und Weideflächen
prägen durch ihre Vielzahl das Erscheinungsbild. Stellenweise sind im
Straßenrandbereich der Ortslage unbefestigte Saumbereiche vorhanden, deren
Erhalt angestrebt werden sollte.
Desweiteren ist Süggerath
umgeben von zahlreichen Biotoptypen. Meist linienförmig verlaufen sie, von
Straßen und Wegen durchschnitten, von Nordwest nach Südost, östlich der
Ortslage und Bundesbahntrasse.
Das Tichler Büschchen ist ein topographisch und von der Vegetation her sehr reich
gegliedertes Gelände mit vorwiegend westexponierten Talunterhängen. Der Eichenwald mit gut entwickelter
Strauchschicht hat eine hohe Artenvielfalt, und bietet zahlreichen Vogel- und
Insektenarten Lebensraum. In Teilen ist das Gebiet mit seinen erhaltenswerten
Landschaftsstrukturen und Laubholzbestockung als Landschaftsschutzgebiet
ausgewiesen.
Einen wertvollen Lebensraum für Höhlenbrüter stellen die
Kopfweiden entlang einer kleinen ungenutzten Böschung mit vorwiegend
Grasvegetation dar. Die erhaltenswerte Landschaftsstruktur (Biokataster Nr. 75)
sollte als geschützter Landschaftsteil unter Schutz gestellt und die unter
Bruchgefahr wegen Überalterung leidenden Kopfbäume dringende Pflege erhalten.
Im Landschaftsschutzgebiet, südöstlich von Süggerath, befindet sich ein Wäldchen (Feldgehölz), dessen
trockene Stieleichen - Hainbuchen - Birkenbestand (Biokataster Nr. 76)
erhalten, die Fichtenanpflanzung in seinem südwestlichen Bereich, entfernt
werden sollten.
Entlang eines Hohlweges nach Prummern
befinden sich beidseitig sonnige Trockenhänge (Biotopkataster Nr. 79), die
stellenweise mit Baumgruppen bestanden und von artenreichen Saumgesellschaften
begleitet sind. Der Bereich weist eine strukturelle und hohe Artenvielfalt auf.
Für Insekten, Spitzmäuse und Kleinvögel stellt er einen wertvollen Bereich dar.
Ein weiterer, tief eingeschnittener
Hohlweg (Biotopkataster Nr. 81) ist die “Alte Kuhgracht”, deren Hänge direkt
mit floristisch und faunistisch artenreichem Gebüsch
bewachsen und z.T. von Efeu überwuchert sind. Das
Feldgehölz stellt ein störungsarmes Brut- und Nahrungsbiotop in der freien
Feldflur dar, welches insbesondere von Turteltauben und Misteldrosseln genutzt
wird.
Der Hohlwegbereich am nördlichen Ortsausgang (Biotopkataster
Nr. 82) ist, entlang zweier im spitzen Winkel aufeinanderzulaufender
Feldwege mit artenreichen Gebüschen, als dichte Strauchschicht bewachsen. Das
Brut- und Nahrungsbiotop für Heckenbraunelle, Zilzap,
Weidenmeise und Grünling ist auch für Insekten wertvoller Lebensraum.
Der Erlen-Eschen-Auenwald an der Wurm (Biokataster Nr. 74),
westlich von Süggerath, ist der im Plangebiet natürlichste
Rest eines Auenwaldes. Das nur mit Gehölzen der potentiellen, natürlichen
Vegetation bestandene Feldgehölz mit gefährdeter Pflanzengesellschaft sollte
erhalten bleiben und eine Entwässerung verhindert bzw. eine Wiedervernässung
(Wasserentzug durch Wurmbegradigung) veranlaßt
werden.
Im Süggerather
Gemeindebruch entsteht
ein Industriegebiet mitten im Grünen
Das Randerather
Stahlbau-Unternehmen Franz Fabry baut Betrieb für 200
Arbeitnehmer
von Josef Arnolds
(Auszug aus der GVZ)
Süggerath. - Schon seit geraumer Zeit wurde in Süggerath und Umgebung gemunkelt, daß
in dem nördlich der Wurm gelegenen Gemeindebruch irgend etwas
Besonderes geplant sei. Neunmalkluge, die die umstrittene Gabe besitzen, das
Gras wachsen zu sehen, wußten von einem Industrieunternehmen
zu berichten, das sich dort anzusiedeln beabsichtige. Ein Gerücht jagte das
andere - von einem Zweigbetrieb des Volkswagenwerkes über ein Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie bis zur Weberei oder
Spinnerei reichte die buntschillernde Skala der
Vermutungen.
Nun, das Gemunkel hatte einen höchst realen Untergrund. Es
tut sich nämlich in der Tat etwas in besagtem Süggerather
Gemeindebruch unterhalb der von Geilenkirchen nach Randerath
führenden Landstraße. Zwar ist es nicht das Volkswagenwerk, das in jenem
malerischen Winkel seine Zelte aufzuschlagen gedenkt, auch keine Weberei oder
gar Spinnerei, sondern es ist die weit über die Grenzen der Bundesrepublik
Deutschland hinaus bekannte Randerather Firma Franz Fabry, die für ihren Stahlbaubetrieb, ihr Preß- und Stanzwerk ein 35.000 qm großes Grundstück von der
Gemeinde Süggerath erworben hat.
Dem Grundstückskauf, der inzwischen von der kommunalen
Aufsichtsbehörde gutgeheißen wurde, waren vielfältige und umfangreiche
Verhandlungen mit allen möglichen Verwaltungs- und Regierungsstellen voraufgegangen. Schließlich galt es, die Probleme der
Wurmregulierung und die Forderungen des Landesschutzbundes zu studieren und zu
berücksichtigen. Immerhin konnten die von Amtsdirektor Franz Kleinen mit den
zuständigen Stellen geführten Verhandlungen in relativ kurzer Zeit zum Abschluß gebracht werden.
Wir statteten zusammen mit dem Bürgermeister Vogt und
Amtsdirektor Kleinen der Firma in Randerath einen
Besuch ab, um uns an Ort und Stelle über Einzelheiten, Planungen, Umfang und
Beginn der Betriebsverlegung und der Bauarbeiten ins Bild zu setzen. Nicht
zuletzt aber auch, um einmal einen Blick in das Fertigungsprogramm dieses
mittlerweile über 100 Belegschaftsmitglieder beschäftigenden Unternehmens zu
werfen, das die Zahl der Arbeitnehmer in Süggerath
auf über 200 zu erweitern beabsichtigt.
Im Jahre 1877 gegründet
Die Firma, so erfahren wir aus dem Munde der beiden Inhaber
Franz Fabry und Dr. Leo Fabry,
wurde im Jahre 1877 als Schlosserei und Eisenwarenhandlung vom Großvater der
heutigen Besitzer gegründet. In den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, im
Jahre 1945 also, wurde der gesamte Betrieb durch Bomben und Granaten völlig
zerstört. Dabei fanden der damalige Inhaber und seine Frau durch Fliegerbomben
den Tod.
Mit Mut und Tatkraft gingen die beiden Brüder Franz und Dr.
Leo Fabry nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg und
Gefangenschaft an den Wiederaufbau. Unter größten Opfern und Schwierigkeiten
bauten sie das heutige Unternehmen auf und führten es zu seiner heutigen großen
Bedeutung empor. Mit berechtigtem Stolz bemerken die Inhaber, daß es sich bei ihrem Unternehmen um einen der größten
Handwerksbetriebe der Branche in der Bundesrepublik handelt und daß die Firma als Beweis ihres hohen Leistungsstandes und
Ansehens vom Deutschen Handwerkskammertag in Bonn dazu ausersehen ist, auf der
diesjährigen Internationalen Handwerksmesse in München in der Sonderschau
“Handwerk als Zulieferer der Industrie” ihre anerkannt bewährten Erzeugnisse
auszustellen.
Das Fertigungsprogramm
Ein wechselvolles Bild bietet ein Blick in die Betriebs- und
Fertigungsräume sowie in die Materiallager des Unternehmens. Hier erkennt man
schon bald, wie erfolgreich und vielseitig das Fertigungsprogramm der Firma Fabry ist. Allmonatlich werden
riesige Mengen von Material - Blech, Eisen, Stahl, und Metall - verarbeitet,
das durch drei große werkseigene Lastzüge herangeschafft wird. Zwei große
Abkantbänke und viele andere moderne Maschinen zum Pressen von Türblechen und
Spezialprofilen lassen erkennen, daß die
Betriebsleitung den Durchbruch zu den neuzeitlichen Fertigungsmethoden längst
gefunden hat.
Hier werden Stahl-Schwingtore in technischer Vollendung,
Stahltüren und -tore, Stahl-Türzargen, Luftschutz- und Feuerschutztüren,
Transportgeräte, Profile für Fahrzeugbau-, Schiffs- und Waggonbau, Stahlmöbel,
Geldschränke, Heizungs- und Lüftungsanlagen und nicht zuletzt in einer eigenen
Abteilung “Maschinenbau” alle Arten von Maschinen - besonders solche der
Textilindustrie - hergestellt. So hat die Randerather
Firma beispielsweise viele supermoderne Textilmaschinen (Schärgatter)
für die Vereinigten Glanzstoffwerke in Oberbruch hergestellt und durch eigene
Monteure dort eingebaut.
“Jahrzehntelange Erfahrung im Stahl- und Stahlblechbau
helfen Ihnen Zeit und Geld sparen”, lautet der gutgewählte
Werbeslogan des Unternehmens, das auch in der Werbung sich modernster Methoden
zu bedienen pflegt.
Gründe für die Verlegung
Als wir später mit den beiden Betriebsinhabern, mit
Bürgermeister Vogt, Amtsdirektor Kleinen und dem Hückelhovener Architekten
Römer im gemütlichen Wohnzimmer eines der Inhaber um den runden Tisch
versammelt saßen und uns bei einer Tasse dampfenden Kaffees Frau Sophies
wohlschmeckenden Pflaumenkuchen zu Gemüte führten, erfuhren wir die Gründe, die
zu der Entscheidung, den Betrieb nach Süggerath zu
verlegen, geführt haben.
Die Firma sei gezwungen, die in Randerath
und Dremmen gelegenen Betriebe an einem Ort
zusammenzufassen. Da aber in Randerath die
Voraussetzungen für eine sinnvolle Erweiterung des Betriebes nicht gegeben
seien, einzelne Betriebsabteilungen aber aus Gründen eines wirtschaftlichen
Arbeitsablaufes nicht weiter ausgelagert werden könnten, habe die Firmenleitung
den Entschluß gefaßt, den
gesamten Betrieb nach Süggerath zu verlegen. Im übrigen, so wurde immer wieder betont, sei das Süggerather Gelände für einen modernen, großzügigen Ausbau
unter Einschließung der erforderlichen Transportwege geradezu ideal.
Ein Betrieb im Grünen
In Süggerath können nicht nur,
wovon wir uns später an Ort und Stelle überzeugten, die heute an drei
verschiedenen Standorten untergebrachten Betriebe und Lager an einer Stelle
konzentriert werden, es bleibt darüber hinaus auch noch genügend Platz für
umfangreiche Grünflächen.
Den Plänen von Architekt Römer zufolge werden die beiden zu
errichtenden langgestreckten Werkshallen von 40 Meter
Breite und 100 Meter Tiefe sowie die daran anschließende Querhalle von 20x65
Metern und die große Hebekrananlage mitten im Grünen liegen. Der gesamte
Betrieb, dem später noch ein geräumiges Bürohaus angegliedert wird, soll dem
Landschaftsbild des Wurmtales angepaßt
und mit den mannigfaltigsten Grünanlagen und Baumgruppen umrahmt werden. Ein
einstöckiges Nebengebäude wird Aufenthalts-, Wasch- und sonstige Sozialräume
für die Betriebsangehörigen sowie Trafostation, Lager- Heizungs- und
Wirtschaftsräume beherbergen.
Die Firma Fabry, die ihre
Belegschaft in Süggerath zu verdoppeln beabsichtigt,
hat ihre gesamte Planungen so ausgerichtet, daß die zukünftigen überörtlichen städteplanerischen
Maßnahmen keinerlei Beeinträchtigung erfahren.
Unmittelbar nach Eingang der Baugenehmigung, die in Kürze
erwartet wird, hoffen Betriebsinhaber, Architekt und Gemeinde, die Arbeiten im Süggerather Gemeindebruch aufnehmen zu können. Das soll, so
glauben die Beteiligten zuversichtlich, spätestens Anfang Mai der Fall sein.
Hierzu schon jetzt: ein herzliches Glückauf!
Die Kriegstage
in Süggerath
von Willi Offermann, Lindern
07. März 1936
Widerrechtliche Besetzung der nach dem Versaillervertrag
entmilitarsierten Zone des linksrheinischen
Rheinlandes durch die Deutsche Wehrmacht. Trotzdem schritten die Sieger des
Weltkrieges nicht ein. Zur Sicherung des Erreichten wurde von den
Nationalsozialisten der Gedanke zur Errichtung von Befestigungsanlagen der
deutschen Westgrenze, eines Westwalls, geboren.
09. März 1938
Adolf Hitler genehmigt den Bau von Besfestigungsanlagen
entlang der Grenze zu Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. Dies hatte für Süggerath die Konsequenz, daß es
zu Kriegsbeginn ein Dorf mit fast 30 Befestigungsanlagen (Bunkern), die
teilweise innerhalb des Dorfes lagen, und von mit Wasser
gefüllten Tankfallen, sein würde. Firmen aus ganz Deutschland waren im
westlichen Rheinland beim Westwallbau eingesetzt. In Süggerath
hörte man nie gekannte Dialekte. Die Arbeitskräfte trugen lose Sitten in die
Dörfer. Die Gastwirtschaften hatten Hochbetrieb. Für einheimische Baubetriebe
und Spediteure waren es ebenfalls gute Zeiten. Zwei Lager für RAD
(Reichsarbeitsdienst) wurden in Süggerath
eingerichtet. Lager Süggerath-I trug den Ehrennamen
“Feldmarschall Keith” und wurde von Oberfeldmeister Erbert
geführt. Lager Süggerath-II trug den Ehrennamen ”Augustin von Trotzler”
und wurde von Oberstfeldmeister Karpinski geführt.
Später wurden diese Lager zu Wehrertüchtigungslagern. (Lage der Bunker,
Tankfallen und RADLagern siehe Luftbilder und
Lageplan.
Nach dem Westfeldzug wurden die Westwall-Baubataillone
abgezogen und Kriegsgefangene zur Desarmierung
eingesetzt. Die Drahthindernisse wurden abgebaut und die Feldanlagen verfüllt.
In Süggerath arbeiteten nachweislich
50-Kriegsgefangene im August 1940 daran.
01. September 1939
Beginn des 2. Weltkrieges mit dem
Einmarsch der Deutschen in Polen.
03. September 1939
Großbritannien und Frankreich erklären Deutschland den
Krieg. Am selben Tag fand man bereits die ersten britischen Flugblätter. Nach Abschluß des Polenfeldzuges kam Einquartierung nach Süggerath. Eine Flakeinheit kam und Soldaten einer
schlesischen
Aufnahme
vom Juli 1939
Einheit. Die Schlesier
verließen Süggerath
in der Nacht zum 10.
Mai 1940 und
marschierten bei Teveren über die
niederländische
Grenze.
10. Mai 1940
Mit Beginn des sogenannten
Westfeldzuges begann eine neue Epoche für das westliche Rheinland. Die älteren
Leute, die den ersten Weltkrieg noch erlebt hatten, der gerade 20-Jahre vorbei
war, sprachen mit Sorge über den Angriff im Westen. Für die jüngeren war es
auch in Süggerath ein Erlebnis, so viele Flugzeuge,
Panzer und Soldaten nach Westen fliegen oder marschieren zu sehen.
Süggerather Eisenbahner sahen, wie man
niederländische und belgische Kriegsgefangene in Geilenkirchen in Transportzüge
einlud. Man hörte in den Nächten aber auch erste französische und britische
Flugzeuge, die Bahnlinie mit Bomben bewarfen. Auf dem Schulhof wurden Übungen
zur Brandbombenbekämpfung mit richtigen Brandbomben abgehalten. Das Aufsetzen
der Volksgasmaske, die jeder besaß, wurde geübt. Seit 1937 hatte man bereits
vorsorglich die ersten Verdunkelungsübungen veranstaltet. Jetzt war es Ernst. Lufwaffenschutzwart im RLB (Reichsluftschutzbund) zu sein
war plötzlich zu sein war plötzlich eine verantwortungsvolle Sache. Als
Luftschutzwart war Matthias Braun (später Bürgermeister) eingesetzt. Er hatte
Schlüsselgewalt über die als Luftschutzbunker freigegebenen Bunker.
Der Luftkrieg steigerte sich in den nächsten Jahren
insbesondere im Ruhrgebiet und in Hamburg und erreichte in Dresden einen
grausigen Abschluß. An dieser Stelle sei auch Aachen
erwähnt. 74 Luftangriffe, davon 5 Großangriffe mußte
die alte Kaiserstadt über sich ergehen lassen. Der schwerste Angriff war in der
Nacht vom 11. zum 12. April 1944. Es wurden innerhalb von 20 Minuten 4.047
Sprengbomben, 19 Luftminen und 42.885 Brand- bzw. Phosphorbomben abgeworfen. In
der betreffenden Nacht starben 1.525 Menschen z.T.
unter grausamen Qualen. 969 Menschen wurden verletzt.
Süggerath wurde von solchen Angriffen Gott
sei Dank verschont. Bei Fliegeralarm suchte die Bevölkerung in den früheren
Westwall-Bunkern Schutz. In der Nacht vom 30. Juni zum 01. Juli 1941 stürzte
zwischen Süggerath und Müllendorf
ein britischer zweimotoriger Bomber vom Typ Handleypage
Hampden der 83. Squadron
ab. Drei Besatzungsmitglieder gerieten in Gefangenschaft. Ein
Besatzungsmitglied fand den Tod. Am 31. August 1943 stürzte in der Nähe des RAD-Lagers ein britischer zweimotoriger Bomber vom Typ Vickers Wellington ab. Die gesamte Besatzung fand hierbei
den Tod. Wenn zu bestimmten Nachtzeiten Fliegeralarm gewesen war, wurden die
Schulstunden geändert, ebenso die Gottesdienste. Die Schulkinder hatten also
weniger Unterricht, was ihnen natürlich gefiel.
Für die Süggerather Schulkinder
war es überhaupt eine aufregende Zeit. Altmaterial mußten
sie bereits vor dem Krieg im Rahmen des Vierjahresplanes sammeln. Altmaterial
waren vor allem Metalle, Papier aber auch Knochen aus Schlachtungen. Mit
Kriegsende kam das gelegentliche Sammeln von Flugblättern hinzu.
Kartoffelkäfer bedrohten die Kartoffelernte, also mußten sie von Schulkindern gesucht werden. Angeblich waren
die Kartoffelkäfer aus feindlichen Flugzeugen abgeworfen worden. Wirklich
abgeworfen aber waren die so bezeichneten Brandplättchen, die die Ernte
anzünden sollten. Die Schulkinder mußten also auch
diese suchen. Da ein akuter Bedarf und Mangel an Medikamenten bestand, mußten die Schulkinder auch Heilkräuter sammeln, sie
trocknen und verpacken. Trotz Krieg hatten die Schulkinder ihren Spaß bei
diesen Dingen.
Mit der Dauer des Krieges häuften sich die Todesmeldungen
von im Kampf gefallenen Süggerathern. Mit Stalingrad
und El Alamein wendete sich das “Kriegsglück”. Die
allgemeine Stimmung wurde immer bedrückender. Fast Nacht für Nacht flogen die
Bomber der R.A.F. ein. Trotz der ungenauen Bombenabwürfe zerstörten sie vieles
und raubten den Süggerathern den Schlaf. Ab dem 27.
Januar 1943 gesellten sich die viermotorigen Bomber der 8. US-Luftflotte mit
Tagesangriffen hinzu.
Die Luftkämpfe vom 12. August 1943 (Angriff auf verschiedene
Ölproduktionsanlagen), 17. August 1943 (Schweinfurt und Regensburg) und vom 04.
Oktober 1943 (Schweinfurt), werden den älteren Süggerathern
noch im Gedächtnis haften. Denn sie spielten sich über ihren Köpfen ab, und die
Zahl der abstürzenden Maschinen war auf beiden Seiten groß. Berechtigte Furcht
hatte man vor den heimwärts fliegenden amerikanischen Begleitjägern. Viele
schossen auch auf zivile Ziele.
Wochenlange Bombardierungen von allen wichtigen Bahnhöfen im
Westen waren Vorbereitungen auf die Invasion. Hitlerjungen aus Süggerath mußten mit anderen
Jungen des Bannes 389 Geilenkirchen am 26. Mai 1944 im Bahnhof Aachen West nach
einem Großangriff aufräumen.
06. Juni 1944 Invasion
Die westlichen Alliierten landen an 5 Stellen der
Atlantikküste in der Normandie. Den Alliierten gelang der echte Ausbruch erst
am 31. Juli 1944 durch Gen. Patton mit der 3.
US-Armee. Danach verlief der alliierte Vormarsch zügig.
Am 18. September 1944 überschritten amerikanische Einheiten
die deutsche Westgrenze im Selfkant. Von der Katastrophe, die am 22. Juni 1944
im Osten begann, nahm man im Westen wegen der eigenen Sorgen kaum Notiz. Diese
Niederlage war größer als das Stalingradereignis. Die Russen drückten an vielen
Stellen die deutsche Front um mehrere hundert Kilometer zurück. Die deutschen
Verluste waren entsetzlich, und die Russen bedrohten Ostpreußen. Mit Sicherheit
werden sich Soldaten an den Zusammenbruch im Osten erinnern, weil sie ihn
selbst erlebt haben.
Wer es im Kreis noch nicht wahrhaben wollte, merkte es am
03. September 1944. Die alliierten taktischen Luftflotten (9. US-Luftflotte und
britische 2. taktische Luftflotte) griffen in die Kämpfe ein.
Es war ein Sonntag, der 03. September 1944, als sich Süggerather Hitlerjungen in Geilenkirchen zum Schanzdienst
versammeln mußten. Sie bezogen ein Lager in der Nähe
von Geilenkirchen und mußten dort unter ständiger
Tieffliegerbedrohung Panzergräben auswerfen. Später hatten sie das Lager ohne
Auftrag verlassen, um in der Geborgenheit ihrer Familien räumen zu können.
Während sich die Hitlerjungen im ganzen Kreis versammelten, griffen Jabos (Jagdbomber)
der RAF in Schierwaldenrath einen Zug der Geilenkirchener Kreisbahn an und töteten insgesamt 36
Menschen. Britische Flugzeuge griffen bei Bauchem
eine Marschkolonne an und töteten einen Soldaten. Bei Müllendorf
zerschossen sie eine Lok. In Lindern griffen sie die Marschkolonne einer
wallonischen Einheit an und töteten einige Soldaten. Der Krieg war da , er hatte unsere Heimat eingeholt. Ungeordnete
Truppenteile zogen durch Süggerath, andere kamen, um
die Bunker zu besetzen.
Bald schon kam der Befehl zur
Räumung. Die Masse der Bevölkerung wurde per Eisenbahn nach Sachsen evakuiert.
Andere nach Göttingen. Viele Bauern waren wegen ihrer Fahrzeuge im Vorteil bei
der Räumung und fanden unter Mitnahme ihres Viehbestandes eine Bleibe zwischen
Rhein und Rur. Sie waren teilweise noch vor
Kriegsende wieder zurück. Nach ihrer Rückkehr waren sie allerdings auch die am
meisten durch Minen bedrohten Einwohner.
Süggerath, in Höhe der alten Schule im
November 1944
Die Amerikaner, die am 18. September 1944 im Selfkant waren,
gingen nicht nach Osten weiter, sondern stießen grob gesehen entlang der B 56
bis Gillrath vor, das sie einnahmen. Von dort verlief
die Front Richtung Teveren.
Am 03. Oktober 1944 stießen sie aus dieser Linie heraus in
Richtung Palenberg Übach
vor, mit dem Endziel Aachen einzuschließen. Inzwischen trafen in Süggerath Soldaten der 183. Volks-Grenadier-Division ein,
die kaum ausgebildet waren und in Frontnähe ihre fehlende Ausbildung
nachholten.
Beim späteren Abwehrkampf wurden sie u.a.
von Einheiten der 9. Pz.Div. und der 10. SS-Pz.DV. “Frundsberg” unterstützt.
Bis zum 18. November 1944 lag Süggerath
in “relativer” Ruhe. Jedoch lag die amerikanische Artillerie im nur 6 Km
entfernten Gillrath und sorgte für die starke
Zerstörung des Dorfes. Die Jagdbomber sorgten ergänzend für Schäden. Nach
Einnahme am 19. November führte die deutsche Artillerie bis zum 23. Februar
(Überquerung der Rur durch die Amerikaner) die
Zerstörung im geringerem Maße fort. Der relativ kurze Infantriekampf um Süggerath hat
dann nur noch wenige Spuren hinterlassen. Die Verluste an Menschen waren bei
der Einnahme von Süggerath auf beiden Seiten Gott sei
Dank nicht sehr hoch. wobei jeder Gefallene oder Verwundete einer zu viel war.
Bis zum 11. November hatten wir in unserem Heimatkreis nur
mit amerikanischen Soldaten der 1. US-Armee zu tun, die deutsche Bevölkerung
unter Auflagen duldete. Am 11. November 1944 übernahmen die Briten die Front
nördlich von Geilenkirchen und evakuierten die Gebiete. Man brachte die Bevölkerung
nach Holland in das frühere KZ Vught bei Hertogenbosch.
Die Amerikaner brachten eine neue Armee, die 9. Armee, mit
ganz frischen und unerfahrenen Soldaten bei Geilenkirchen zum Einsatz. Die
meisten hatten vor den Kämpfen um Geilenkirchen, Süggerath
und Prummern noch kein Gefecht geführt. Die Briten
der 43. WESSEX-Division waren erfahrene Kämpfer.
Die Wurm war im Prinzip die
Trennungslinie zwischen Amerikanern und Briten. Nach einem furchtbaren
Feuerschlag auf Bauchem starteten die Briten am 18. November
1944 von Gillrath aus den Angriff auf Bauchem und nahmen es ein. Gleichzeitig starteten
verschiedene brit. Einheiten von Gillrath aus mit
anderen Zielen. So das 5. Bat. des Duke of Cornwalls
Light Infatry Regiment (DCLI) mit dem Ziel Niederheid und Hochheid
einzunehmen und dann in Richtung Süggerath
anzugreifen und die Straße Randerath-Geilenkirchen zu
sperren. Am Abend hatten die Briten das Ziel erreicht und ihren Teil von Süggerath eingekreist.
Die Amerikaner des 2. Bat des 334 Inf. Reg. gingen im Morgengrauen von Breill kommend bis zur B 56 vor. Von hier aus schlugen
ihnen brit. Dreschflegel-Panzer (Flail-Tanks) eine
Gasse durch ein deutsches Minenfeld. Andere brit. Panzer der sherwood Rangers unterstützten
den Angriff, und am Abend standen die Amerikaner westlich von Süggerath und hatten Blickkontakt zu den Briten. Süggerath war weitgehend eingekreist.
Süggerath,
„Koche Eck“, im November 1944
Am 19. November begannen die Amerikaner in zwei Marschsäulen
den Angriff auf Geilenkirchen. Beide Kampfgruppen wurden durch brit. Tanks
unterstützt und starteten in Frelenberg. Die linke
Kampfgruppe (links der Wurm) hatte es schwerer als die rechte. Trotzdem stießen
sie am Abend auf die Amerikaner bei Süggerath. Die
rechte Kampfgruppe, die praktisch entlang der Eisenbahn vordrang, kam zügig bis
zum Bahnhof der Kreisbahn und nahm dann beide Bahnhöfe ein. In Höhe der
evangelischen Kirche wurde ihr Angriff durch den Bunker an der an der Straße
für längere Zeit gestoppt. Sie eroberten dann den Bunker, der bei ihrem
Eintreffen leer war. In der Nähe von Posten 21 (erster Bahnübergang zwischen
Geilenkirchen und Süggerath) wurden sie wieder
aufgehalten. Weiter gingen sie linksseitig an der Bahn entlang und hatten
Verluste auf dem schmalen Feldweg vor
Posten 22. Sie kamen nicht mehr weiter, bis um 15.45 Uhr brit. Tanks, u.a. Flammenwerfertanks in den Kampf eingriffen.
Ihr Angriff kam wieder in Schwung,
und bei Dunkelheit waren sie in Süggerath, das an
mehreren Stellen brannte. Sie gruben sich auf den Wiesen in Richtung Müllendorf ein, unterhalb der Bunker auf der Höhe. Diese
Linie war im Prinzip an dieser Stelle
für 4 Wochen die Kampflinie, denn Müllendorf
wurde erst am 18. Dezember 1944 eingenommen.
Dann allerdings kamen die Angreifer aus Richtung Beeck und Würm.
S ü g g e r a t h
Gedicht von
Paul Schlösser
Die Wurm ist kein gewaltiger Strom,
Sankt Helena kein mächtger Dom,
das Musses
ragt nicht in Wolkenhöh´
Süggerath ziert kein großer See.
Die Ritter sind fort von Burg und Schloß,
Friedrich Wilhelm kommt nicht mehr
hoch zu Roß,
um zu willfahren Pfarrers Bitt´.
Von Haus Horrig
macht keiner mehr einen Kreuzzug mit.
Das Schloß
und die Mühle sind verfallen,
doch Süggerath
liegt tief im Herzen uns allen.
Wie sehnten wir uns nach Bruch und
Weiden.
Als wir die Heimat mußten meiden.
In der Ferne ward uns besonders
klar:
Süggerath du bist wunderbar
!
Süggerath, Hl. Kreuz
Auszug aus dem Handbuch des Bistums
Aachen
Dritte Ausgabe 1994, Bischhöfliches Generalvikariat
Am 14. Juni 1153 beurkundete König
Friedrich Barbarossa, daß der Kölner Erzbischof
Arnold II. (1151 - 1156) u.a. erworben habe Prumeran und Segerode. Bei letzerem kann es sich um Süggerath
handeln; der Ort gehörte kirchlich zu Prummern und
mit diesem zu Pfarre Würm. 1550 hatte der zuständige
Geistliche von Prummern seinen Bruder, Thiß Luntzis, für den
Gottesdienst in der Kapelle Süggerath delegiert; die
hl. Taufe mußte in der Mutterkirche Würm empfangen werden. Spätestens im 18. Jahrhundert hatte
die Kapelle sämtliche Rechte einer Pfarrkirche. Als unser Gebiet zu Frankreich
gekommen und das Bistum Aachen gegründet war, wurde Süggerath
1804 der Pfarre Hünshoven zugeteilt. 1827 erhielt das
wiedererrichtete Erzbistum Köln eine Neuorganisation: Süggerath
gehörte als Nebenkirche zur Pfarre Prummern. Mit
Datum vom 20. November 1846 wurde Süggerath zur
Pfarre erhoben.
Katholische Pfarrkirche Süggerath
(Aufnahme aus dem Jahre 1951)
Pfarrer: Josef Küttelwesch (1912 - 1931), Anton Czerwonka (1931 - 1941), Heinrich Schmitz (1941 - 1970),
Josef Esser (1970 - 1971), Walter Steffens (1971 - 1978), Pater Konrad Dederichs SVD (1979 - 1981), Matthias Kamps (seit 1981)
Kirchenbücher: Taufen 1760 - 91 und von 1839 an, Heiraten und Begräbnisse
1770 - 91, 1798 - 1801 und von 1839 an; in Brühl: Taufen und Heiraten 1715 -
98, Begräbnisse 1702 und 1730 - 98.
Bauten
Pfarrkirche zum Hl. Kreuz (Titel: Auffindung des hl. Kreuzes). Das Schiff der
um 1500 erbauten Kirche war um die Mitte des vorigen Jhs.
baufällig. Nachdem Richard Castenholz und Vinzenz Statz Vorschläge für ein neues Langhaus mit Turm gemacht
hatten, beauftragte man 1869 Ferdinand Robert Cremer, Aachen, mit der Planung.
Um 1877 wurde die Kirche unter Beibehaltung des alten Altarraums fertiggestellt. Am 27. Mai 1893 wurde sie geweiht. Die
Schäden aus den Kriegsjahren 1944/45 waren 1947 behoben.
Dreischiffige Backstein-Pseudobasilika in drei kreuzrippengewölbten Jochen, Triumph-bogen,
Chorjoch, fünfseitiger Chor, links Sakristei aus der Bauzeit des Chores, rechts
Sakristei aus dem 19. Jh.; der dreigeschossige, vorgebaute Westturm hat einen
achtseitigen Helm; ca. 200 Sitz und 100 Stehplätze.
Glocken: 1477, Jacob Klockengieter van Vernrode; aus 1478, Gießer ubk.
Orgel: 12 Register, elektrische Traktur, aus 1948
und 1951, Kamp, Aachen.
Flandrischer Schnitzaltar (mit Flügelgemälden), Br. 225 cm, H. 210 u. 350,
restauriert 1990/92, Restaurator Mehrens.
Taufstein: Blaustein, Kelchform, H. 113 cm, Durchm.
57 cm, mit Messingdeckel, aus 1790.
Kreuz: Holz, H. 43 cm, aus 16. Jh.
Meßgewand: Goldbrokat, mit Stab aus etwa
1500, - scharzes Meßgewand,
19. Jh., mit Stab aus 15./16 Jh.
Drei Wegekreuze, Eisen, auf hohen gemauerten Sockeln,
jeweils in abgezäunten, kleinen Grünanlagen.
Pfarrhaus aus 1875, 1973/74 repariert und instand gesetzt. Backstein,
freistehend, sieben Achsen, zweigeschossig, Walmdach.
Pfarrheim aus 1942, 1955 restauriert; eingeschossig, freistehend mit
Verbindungsgang zum Pfarrhaus,. Walmdach/Flachdach.
Anschrift: Kath. Kirchengemeinde, Hl. Kreuz, Süggerath,
Jan-von-Wert-Straße 79, 52511 Geilenkirchen, Tel.:
02451/2585
Pfarre mit 681 Katholiken und 120 Nichtkatholiken.
Vereine: St. Martinus-Schützenbruderschaft aus 1885, Kirchenchor, KAB.
Wallfahrten nach Aldenhoven, Kevelaer, Knechteden
Ewiges Gebet am 12. Mai
”Kleines Wunder von Süggerath”.....
von Gertrude Claßen
.....so bezeichnete Pastor Matthias Kamps die Rückkehr gestohlener
sakraler Gegenstände nach Süggerath.
23.
Juni 1989
Herr
Bischof,
Es ist
mir ein Anliegen, die Anschrift des Pfarrers von Süggerath
in
Erfahrung zu bringen. Ich bin auf sakrale
Gegenstände gestoßen (Kelch,
Ziborium), die der Pfarre 1871/72 gehört haben müßten.
Gibt es im Archiv
des
Bistums bezogen auf diese Pfarre Unterlagen, die etwas über einen
eventuellen Diebstahl oder Verkauf der genannten Gegenstände aussagen,
die
ohne Zweifel in den Jahren 1914-1918 bzw. 1949-45 abhanden
gekommen sein müssen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir
etwas
zu dieser Angelegenheit mitteilen könnten, und bitte sehr um eine
Rückantwort.
Mit
freundlichen Grüßen
Ihr
in christo ergebener
Gez. André Choque, Pfarrer
Erstaunt über diese Nachricht versuchte man nun Näheres über
die sakralen Gegenstände zu erfahren, ob sie tatsächlich einmal im Besitz der
Pfarre waren. Doch Nachfragen bei älteren Mitbürgern sowie Durchsicht von
Inventarverzeichnis und Kirchenchronik ergaben zunächst keine Aufklärung, zumal
die alten Kirchenbücher während der letzten Kriegsjahre verbrannt waren.
So mußte man an Ort und Stelle
weiterrecherchieren und auf Einladung von Pfarrer Choque
machten sich einige Wochen später Pastor Matthias Kamps, der stellv.
Vorsitzende des Kirchenvorstandes Theo Peetz,
Kirchenvorstandsmitglied Gertrude Claßen sowie Leo Schreinemacher als Dolmetscher auf den Weg nach Harré-Manhay, ein kleiner Ort ca. 40 km hinter Lüttich.
Nach dem überaus freundlichen Empfang im dortigen Pfarrhaus
konnte man nun die beiden Kelche, ein Ziborium sowie den Fuß einer Monstranz in
Augenschein nehmen.
Die Monstranz trug die Inschrift ”Süggerath AD
1872”, in dem Ziborium lautete die Inschrift übersetzt:
”Maria Catherina Vonderbank, zum Andenken an ihren Bruder Johann Anton
Protovikar am Dom in Köln, gestorben 23. April 1871 gab mich der Pfarrkirche
in Süggerath. AD 1872” und in einem der beiden Kelche
war der Name ”Antonius Czerwonka” eingraviert.
Nun war klar, daß diese
Gegenstände der Pfarre Süggerath gehörten oder
zumindest einmal in ihrem Besitz waren.
Wie die Gegenstände nach Belgien gekommen sind, ist
nicht mehr genau festzustellen. Pfarrer Choque erzählte, ein Soldat, dessen Nationalität nicht
bekannt sei, habe sie mitgebracht und einem nicht näher bekannten Mann
übergeben. Dieser vermachte sie einer Mutter von drei Kindern mit der Bitte,
sie diesen weiterzuvererben. In einem Gespräch zwischen dieser Frau und Pfarrer
Choque kam man auf die Süggerather
Sakralgegenstände zu sprechen. Der Pfarrer gab zu verstehen, daß man sie dem rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben müsse.
Daraufhin nahm die Frau Abstand von einem Verkauf und überließ das Ziborium,
die beiden Kelche und den Fuß der Monstranz Pfarrer Choque.
Bei einem köstlichen Essen und einem
guten Wein wurde so manches angeregte Gespräch geführt, wobei Herr Schreinemacher als Dolmetscher wohl die wertvollste Hilfe
leistete.
Begeistert von dem Fund und der hervorragenden Bewirtung
trat man mit dem ”Schatz” die Heimreise an, nicht ohne
vorher einen Gegenbesuch von Pfarrer Choque in Süggerath für den
28.Sept. vereinbart zu haben.
Bei einer späteren genaueren Durchsicht der neuen
Pfarrchronik (Beginn September 1945) findet sich folgende Eintragung des
damaligen Pfarrers Schmitz:
”.....Das eiserne Tabernakel ist herausgebrochen
und mit seinem kostbaren Inhalt geraubt. Es enthielt bei meinem Weggang im
September: 1 Monstranz, 2 Ciborien, 2 Kelche, 3
Reliquiare, außerdem noch 1Kelch von den Redemptoristen
in Aachen. Hier hielt ich die hl. Gefäße für sicherer, als in irgendeinem
Versteck .....”. (Seite 3)
Somit läßt
sich daraus doch schließen, daß die wiedergefundenen Gegenstände während des Zweiten
Weltkrieges geraubt wurden.
Dank der Bemühungen des Abbe Choque
kann nun die Pfarre Süggerath sich freuen, die
gestohlenen sakralen Gegenstände wenigstens zumTeil
wieder in ihrem Besitz zu haben
Angaben zur Geschichte
der Kirche und Pfarre
Süggerath
von Frau Fischer-Holz
1153 |
ist die kölnische Kirche bereits in Süggerath
begütert, wie aus einer Urkunde hervorgeht. |
nach 1450 |
Als Filiale von Prummern und Würm müßte spätestens in der 2.
Hälfte des 15. Jahrhunderts eine kleine Kirche bestanden haben. |
um 1500 |
wurde der jetzt noch vorhandene kleine Chorraum im
spätgotischen Stil erbaut. |
1550 |
delegiert der zuständige Geistliche von Prummern seinen Bruder This Luntzis für den Gottesdienst an die Kapelle von Süggerath. (Der Name könnte in der heutigen Schreibweise
Matthias Lentzen heißen) Taufen mußten weiterhin in der
Pfarrkirche von Würm empfangen werden. (Die
Kirchenbücher über die Taufen existieren ab 1623 im Archiv von Brühl). Abschriften sind in Würm
vorhanden. |
1560 |
Prummern wird selbständige Pfarre, ist
nicht mehr Unterpfarre von Würm |
1560 |
Diese Jahreszahl ist auf der Rückseite des Altars von Süggerath zweimal eingeritzt. Es könnte sich um das Jahr
handeln, in dem er in der Süggerather Kirche
aufgestellt wurde, zumal es das Jahr ist, wo Süggerath
nicht mehr zu Würm, sondern nur noch zu Prummern gehörig ist. Vermutlich hat Süggerath während
der nächsten Jahre noch keinen eigenen dauernd ansässigen Pfarrer, sondern
erhält seelsorgerische Betreuung von Prummern. |
1732 bis 1757 |
Am 27. November 1732 übernimmt Pfarrer Everhard Embken die Pfarre Süggerath.
Pfarrer Embken wurde am 29.
November 1733 zum Priester geweiht, doch war ihm die Filiale Süggerath bereits am 27. November 1732 zugesprochen
worden, da sie durch Verzicht frei wurde. Demnach muß
es vorher bereits einen Pfarrer gegeben haben. Hier müßte
man noch nachforschen. Pfarrer Embken hat vermutlich
auf Haus Horrig gewohnt und war mit dem zehn Jahre
jüngeren Maximilian von Randerath zu Horrig befreundet. 1741 erwarb er während seiner Pfarrertätigkeit in Süggerath den Titel eines Lizentiaten beider Rechte. Die
Arbeit als Priester ließ ihm dazu genügend Zeit, da noch ein Altarist, Laurentius Kreins,
den Altar “Unserer lieben Frau” betreute. Am 22. April 1757 übernahm Pfarrer Embken
die Pfarre Blankenberg. Von Ende 1733 bis April 1757, also 23,5 Jahre, war Embken Pfarrer in Süggerath. |
1757 bis 1788 |
Der Nachfolger von Pfarrer Embken
wurde Pfarrer Antonius Becker, der am 9. August 1788 in Süggerath starb, nachdem er 32 Jahre die Pfarrstelle
innegehabt hatte. |
1794 bis 1814 |
Das linke Rheinland wird französisch. Die Pfarre Süggerath wird aufgelöst und das Dorf der Pfarre Hünshoven unterstellt. |
1827 |
Nach dem Wiener Kongreß wird das
Erzbistum Köln neuerichtet und Süggerath
zunächst wieder eine Nebenpfarre zu Prummern. |
1846 |
Süggerath wird erneut selbständige Pfarre. |
1877 |
Fertigstellung der jetzigen Kirche unter Beibehaltung des
alten Altarraumes. |
1893 |
Am 27. Mai erfolgt die Weihe der neuerbauten
Backsteinkirche. Mit dem Neubau der Kirche stellt sich auch die Frage nach
einer ersten wirklichen Restaurierung des flandrischen Schnitzaltars, dessen
Entstehung zwischen 1520 - 1530 vermutet wird. |
U r k u n d e
anl. der Grundsteinlegung der Schule in Süggerath
am 28. Januar 1956
Im Jahre 1956 wurde der Bau einer neuen katholischen
Volksschule in Süggerath begonnen. Die alte, an der
Bahnlinie Aachen-Neuß gelegene Schule war durch Kriegseinwirkungen schwer
heimgesucht worden. Die notdürftigsten Instandsetzungen konnten den ständig
zunehmenden Verfall nicht aufhalten, so daß sich die
Gemeindevertretung gezwungen sah, einen neuen dreiklassigen
Schulbau im Oberdorf im Pastorsland zu errichten. Der Entwurf wurde angefertigt von den
Architekten Metzmacher, Aachen, Dr.
Fischer, Aachen und Baumeister Günther, Übach. Die
Ausführung der Arbeiten wurde der Baufirma
Anton Dahmen & Sohn aus Randerath
übertragen.
Bei der Grundsteinlegung sind:
Bundespräsident
der Bundesrepublik Deutschland, Professor Dr. Theo Heuß,
Bundeskanzler
der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Konrad Adenauer,
Ministerpräsident
für Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold,
Regierungspräsident
Schmidt-Degenhardt,
Oberkreisdirektor
Dr. Wonschik,
Landrat
Franz Braun,
Amtsdirektor
Frohn,
Amtsbürgermeister Bürschgens,
Bürgermeister
Matthias Braun
von links
nach rechts: Kuni Peetz,
Maria Severings, Marianne Vogt,
Toni Verspeek, Heinz-Josef Vogt, Karl Schmitz, Theo Koch,
Marlene Finken
ganz vorne:
Siegfried Streffing
Der
Gemeindevertretung gehören an:
Heinrich Bolten,
Heinrich
Herings,
Peter Holz,
Heinrich
Pelzer,
Arnold Wüllenweber
Die Schulaufsicht für den Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg
übt Schulrat Gramm aus. Als Lehrer sind tätig:
Schulleiter
Böthin
und
Lehrerin Irene Stöhr.
Fräulein
Irene Stöhr (Bildmitte)
Möge die Erziehung in dieser Schule dem Frieden der Welt
dienen und dazu beitragen, daß die Kinder im christlichen
Geist erzogen und brauchbare Mitglieder der menschlichen Gesellschaft werden!
Der Artikel
7 der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen soll wegweisend sein:
”Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und
Bereitschaft zum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der
Erziehung. Die Jugend soll erzogen werden im Geiste der Menschlichkeit, der
Demokratie und der Freiheit, zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der
Überzeugung der Anderen, in Liebe zu Volk und Heimat, zur Völkergemeinschaft
und Friedensgesinnung.”
Süggerath, am 28.
Januar 1956,
am Tage der Grundsteinlegung.
Wie es
früher einmal war ...
von Josef Speuser
Die Beschäftigung unserer Eltern und Großeltern in Süggerath war meistens Holzverarbeitung.
Das Tal der Wurm mit seinen Pappeln, Eschen und Korbweiden,
dazu die angrenzenden Wälder mit ihren Eichen, Buchen und Fichten boten ihnen
genug Holz zur Verarbeitung.
An erster Stelle stand die Holzschuhmacherei (Klompemäakerei). Klompe Petter, Klompe Hannes, Klompe Karl, Klompe Karle Johann,
Klompe Drickes, alle waren Bolten, deren Nachkommen noch in Süggerath
leben. Weitere Klompemäaker waren: Grettches Jüesepp on Grettches Hermann, Jossebe Jupp
on Mattes met der Schwojer Dohmen, mit Familiennamen Speuser.
Und nicht zu vergessen: Karle Dur on Grette Hein.
Im Winter standen viele schon morgens um sieben Uhr am Kep.
Das war ein Buchenholzblock, in den die Stücke gespaltenen Pappelholzstücke
eingespannt wurden. Es wurde bis acht, neun, ja oft bis zehn Uhr abends gearbeitet.
Ein tüchtiger Handwerker fertigte bis zu zwölf Paar Holzschuhe am Tage an. Im
Einzelhandel wurden die großen mit 50 Pfennig bezahlt. Meistens aber wurden sie
zu hundert Paaren verkauft. Zwei bis drei Paare Holzschuhe für Kinder bis zu
zehn Jahren wurden wie ein Paar große berechnet. Für hundert Paare große
Holzschuhe erhielt der Handwerker 45 - 48 Mark. Später stieg der Preis auf 50 -
60 Mark. Die Söhne dieser Handwerker erlernten das Holzschuhmachen nicht mehr.
In den Fabriken und Bergwerken des hiesigen Bezirkes war mehr zu verdienen. Die
Holzschuhmacherei fand mit dem Tode der alten Meister in Süggerath
ihr Ende.
Eine zweite Art der Holzverarbeitung war die Korbmacherei.
Die Korbweiden wurden im Winter geschnitten und sortiert. Die schönsten wurden
gebündelt und in Wassergräben, besongesch en der Kangel on en Dricke Wej, zusammengestellt. Im Wasser sollten die Weiden neu
austreiben, damit die Rinde sich gut löste. Bei warmem Wetter wurden sie Ende
Mai bis Juni geschält und getrocknet. Jede einzelne Gerte wurde durch eine
eiserne Klammer gezogen, so daß die Rinde mehrmals riß und leicht abgestriffen
werden konnte. Letztere leichte Arbeit wurde meistens von Schulkindern
geleistet, die sich aus den Schalen Seilchen zum Springen flochten. Später wurden
die Weiderinden auch an Seilereien verkauft. Die Seile wurden zum Verpacken von
Maschinenteilen gebraucht. Die Korbmacher hatten nun wieder für ein Jahr das
notwendige Material. Sie trugen bei ihrer Arbeit eine blaue Schürze.
Herr Bürgermeister Krahe aus Prummern erkannte die Wichtigkeit der Weidenkulturen und
förderte sie, so gut er konnte. Süggerath war dem
Herrn sehr zum Dank verpflichtet. Die Gemeinde Süggerath
selbst war im Besitze einer Korbweidenanlage. Der heutige Sportplatz (Am
Mühlenkamp) mit dem ganzen Hintergelände bis zum sumpfigen Wäldchen war
Weideanlage. Ferner war ein Teil der Appelswej on van
et Verkesbrook mit Korbweiden bepflanzt. Die Gebrüder
Johann und Bernhard Braun (Brune Bär) in Kompanie mit
Arnold Mevissen (Braun wohnhaft neben der Süggerather Mühle und Mevissen
auf der sogenannten Insel) hatten eine große Fläche
mit Korbweiden angepflanzt. Es war ein lohnendes Unternehmen. Die Korbmacher
konnten die Weiden bei ihnen kaufen. Es wurden nur weiße Körbe, wie Einkaufs-,
Markt-, Wasch- und Kinderkörbe hergestellt.Die
Hersteller waren: Peter Josef Wilms (stammte von Beggendorf),
Heinrich Blankartz (Blankartz
Drikske), Braun und Mevissen,
Josef Bolten (Belle Jupp), Josef Gillissen
(Friseur, Korbmacher, Kaufmann und Akrobat. Sein Firmenschild war: Rasier Josef
Zigarrenstube Gillissen Handlung). Max Josef Sodermanns und Söhne Wilhelm, Heinrich Schaffrath
(Schaffroths Drikske) Fritz
Mainz (Küster, Organist, Chorleiter, Korbmacher), ferner die Gebrüder Josef und
Heinrich Bleilevens und noch viele andere. Der
Verkauf der Körbe fand in immer größeren Mengen statt. Sie wurden mit zwanzig
bis dreißig Stück zusammengereiht, über die Schulter gehangen und zu Fuß nach Hilfarth oder Beggendorf
geliefert. Öfters kam es vor, daß auf dem Heimwege
Einkehr gehalten wurde, um dann noch schwerer beladen zu Hause anzukommen.
Genau wie bei den Holzschuhmachern war auch das
Korbmacherhandwerk ohne Nachwuchs, so daß heute in Süggerath kein einziger Korbmacher mehr ist.
Die dritte Art der Holzverarbeitung war das Schneiden der
Stämme zu Brettern oder Bohlen. Der Hergang war folgender: Hinter dem Kreuz bei
Eidams stand "Damms Schopp". Darin war ein
langer, ungefähr zwei Meter tiefer Graben ausgehoben. Darüber lagen mehrere
dicke Balken, auf denen die Stämme über den Graben gerollt wurden. Zuerst
wurden sie dann zu Brettern oder Bohlen angezeichnet. Mit einer ca. zwei Meter
langen Säge ging dann die schwere Arbeit los. Ein Mann in der Grube und ein
zweiter auf dem Holzstamm. Es war eine sehr harte und schwere Arbeit. Von früh
bis spät wurde unermüdlich gesägt. Die Kreissäge und Gatter haben auch dieser
Arbeit ein Ende gemacht.
Eine vierte Art der Holzverarbeitung betrieb Jakob Heck
(Hecke Kobbes, ut der Huek). Bei den Holzverkäufern im Walde kaufte dieser jeden
Winter eine Anzahl Reiserholz. Das dickere Holz wurde zu Zaunpfählen
verarbeitet. Von dem Reiserholz band er ca. 3000 bis 4000 Schanzen. Wenn diese
genügend getrocknet waren, wurden sie meistens an Bäcker verkauft. Als die Zeit
kam, wo die Schanzen nicht mehr in der großen Zahl gebraucht wurden, kam Jakob
Heck nicht in Verlegenheit. Imkerei war Tradition in der Familie Heck. Jakob
war ein alter Imker vor dem Herrn. Und ein frommer Bienenliebhaber. Im
Heimatmuseum in Geilenkirchen war vor dem zweiten Weltkrieg noch ein Bienenkorb
aus dem Betriebe Heck zu sehen, der den Schutzpatron der Imker darstellte, den
hl. Ambrosius, Bischof und Bekenner sowie Kirchenlehrer. Nicht nur des Honigs
wegen pflegte er mit Liebe die Bienen. Sie lieferten ihm auch das wertvolle Bienenwachs,
das er als Kerzenmacher von Süggerath zum
Kerzenziehen gebrauchte. Doch mit dem eigenen Wachs kam er nicht aus. Die
Nachfrage nach Kerzen war groß. Und so kaufte unser Meister in der ganzen
Umgegend Waben und verwandelte sie in nichttropfende
Kerzen (handgezogene Kerzen).
Die meisten Süggerather Handwerker
hatten nebenbei auch noch etwas Landwirtschaft. Der eine bearbeitete seinen
Acker mit einer Kuh, der andere, der etwas mehr Land hatte mit einem Ochsen.
Wieder andere fanden einen Bauer, der ihnen ihr Stück Land mitbestellte. Fast
50 Familien bestritten in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts ihren
Lenbensunterhalt auf die geschilderte Weise.
Ausschließlich Landwirtschaft trieben etwa 14 bis 15 Familien.
Die Wurm war früher ein klarer und
sauberer Bach, der mit zahlreichen Fischen belebt war. Es wurden viele Fische
gefangen, die auf die Tische der Süggerather kamen.
Vereinzelt waren vor dem ersten Weltkriege noch in einzelnen Häusern die
Fischernetze vorhanden. Besonders gern wurden Aale gefangen und geräuchert. Als
dann die schmutzigen Abwässer der Zechen und Fabriken in den Bach geleitet
wurden, starben die Fische allmählich aus.
Im ganzen Wurmtal wurde die Kraft
des Wurmwassers ausgenützt. So entstand auch in Süggerath
eine Öl- und Getreidemühle. Es ist schwer zu sagen, wie alt die Süggerather Mühle geworden ist. Das Mühlengebäude stammte
wohl aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Von den Mühlenbesitzern ist wenig
bekannt. Die Familie Herfs kaufte Gut Eggerath bei Holzweiler und verkaufte die Süggerather Mühle an Karl Nolten, von dem heute noch
Nachfahren in Süggerath sind. Die Erben Nolten
verkauften die Mühle an Dionys Theelen, der aus
Holland kam. Dieser errichtete bei der Mühle eine Molkerei. Die Milch aus den
Orten Prummern, Nirm,
Kraudorf und Süggerath sowie von den Höfen Leerodt, Brüggerhof, Horrig und Trips wurde in der Süggerather
Molkerei verarbeitet. Trotz des Fleißes der Müllerfamilie ging der Betrieb der
Mühle und der Molkerei zurück. Trotzdem de Müelekar
nach Prummern, Gereonsweiler,
Apweiler und Immendorf fuhr, um das Getreide zum
Vermahlen abzuholen und wieder den Schrot oder das Mehl zurückbrachte, machte
die Entwicklung der Technik den Betrieb der Süggerather
Mühle unrentabel. Der Besitzer Theelen verkaufte
Mühle und Molkerei an die Familie Josef Hellebrand, die heute noch den
landwirtschaftlichen Betrieb aufrechterhält. Die Mühle selbst und auch das
Molkereigebäude wurden von dem jetzigen Besitzer niedergelegt. So verschwand in Süggerath das
romantische Bild der alten Mühle und der so selbstverständliche Ton der
Glöckchen am Geschirr der Müelekarepäad.
Während früher fast alle Einwohner ihren Arbeitsplatz im Ort
hatten, ist heute der weitaus größte Teil der Bevölkerung auswärts beschäftigt.
Unsere Vorfahren führten ein stilles und mühsames Leben. Wir
sollten dem Herrgott um Gnade bitten, daß auch wir,
wie unsere Vorfahren, unsere Familien, unsere Arbeit, unser Süggerath
weiter lieben und an seiner allseitigen Entwicklung regen Anteil nehmen.
“Der König hat der Bitte
willfahrt...”
Historie und Mythologie aus den
Orten der Heimat
Auszug aus der GVZ vom 05.06.81
Geilenkirchen-Süggerath. - Wohl nur die wenigsten Einwohner des Geilenkirchener Stadtteils Süggerath
werden wissen, daß ihrem Ort vor über 150 Jahren einmal
eine höchst königliche Ehre zuteil wurde. Kronprinz Friedrich Wilhelm, der
spätere König, stattete Süggerath im Jahr 1836 einen
Besuch ab. Der königliche Seminarlehrer Johann Brückmann berichtet in der
Schrift “Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen und Klöster...” von
Jakob Offermanns von diesem Ereignis. Zugleich schildert er auch die Geschichte
Süggeraths. Wir zitieren:
“Süggerath, eine Spezial-Gemeinde
der Bürgermeisterei Würm, ist ein Kirchdorf im Tale
der Wurm mit etwa 700 katholischen Einwohnern und 2 ¼ km vom Kreisorte Geilenkirchen entfernt. Die Bewohner treiben
Ackerbau und Korbmacherei; viele sind Arbeiter in Fabriken oder auf der
Eisenbahn. Im Orte besteht eine Mehlmühle, auf der
Wurm gelegen, mit der auch jetzt eine Molkerei verbunden ist. Die Ansiedlung Süggerath ist durch die benachbarten Schlösser Horrich und Leerodt herbeigeführt
worden, denen die Bewohner in alter Zeit hörig waren.
Die Kirche, auf einer kleinen Anhöhe des Tales gelegen, war
1500 noch Filiale von Würm und Prummern.
Die Pfarrer dieser Orte hatten an der Kirche zu Süggerath
das Besetzungsrecht. Wann die Erhebung zur selbständigen Pfarre vor sich ging,
ist nicht mehr festzustellen; sie fällt spätestens in das 18. Jahrhundert. In
der französischen Zeit wurde die Kirche wieder der Pfarrkirche zu Prummern einverleibt; erst im Jahre 1846 ist sie wieder in die früheren Pfarrechte eingesetzt worden. Die Kirche wurde
im Jahre 1875 bis auf das Chor erneuert.
Berühmt und sehenswert ist der flandrische Schnitzaltar. Er
stammt aus der Zeit um 1530. Er stellt im Verein mit den gemalten Flügeln
einiges aus dem Leben Jesu und vollständig das Leiden Christi dar. Er ist ein
Kunstwerk und gehört zu den besten Schnitzaltären, welche aus der damaligen
Zeit sich bis auf unsere Zeit erhalten haben.
Wie schon oben bemerkt wurde, gehörte Süggerath
in alter Zeit zum Hause Horrich. Ehedem ein stolzes Schloß, ist es jetzt bis auf die dazugehörige Mühle
verfallen. Seitwärts von dieser steht in einer Wiese noch der letzte spärliche
Rest des alten Burgbaues, jetzt zu einer Scheune eingerichtet.
Das Geschlecht der von Horrich
wird schon im 13. Jahrhundert erwähnt, und wenn die Überlieferung recht hat, so war es noch früher in der hiesigen Gegend
ansässig. Danach machten die von Horrich Kreuzzüge
mit. Sie brachten aus dem Morgenlande Reliquien mit, die der Kirche St. Foillan in Aachen übergeben wurden und dort noch vorhanden
sein sollen. Ob das Haus Horrich in Brachelen eine
Gründung von diesem Horrich ist, ist nicht zu
erweisen. Im Jahr 1525 kam das Gut Horrich und die
Herrlichkeit Süggerath durch Heirat nach Randerath. Nach mehrmals wechselndem Eigentümer wurde der
Burgbesitz im 19. Jahrhundert aufgeteilt und zersplittert.
Der Gemeinde Süggerath gehört eine
etwa 8 ha große Gemeindewiese, Bruch genannt. Auf demselben wurden in den 30er
Jahren des vorigen Jahrhunderts 14tägige Reserve- und Landwehrübungen
abgehalten. Diesem wohnte einmal im Jahre 1836 der Kronprinz Friedrich Wilhelm,
der spätere König Friedrich Wilhelm IV., bei. Vom Schloß
Trips kommend, wurde der Kronprinz an dem Wege, der zum Bruch führte, von den
Schulkindern unter Führung des Lehrers Herrn Damm mit Jubel und Begeisterung
empfangen. Die Glocken der nahen Kirche erklangen. Als sich der Kronprinz nach
dem Namen des Dorfes erkundigte, überreichte der Lehrer eine Bittschrift, in
welcher um die Pfarrechte für Süggerath gebeten
wurde. Nach der Thronbesteigung hat der König dieser Bitte willfahrt (1846)”
Heiteres
aus der
Ortsgeschichte
Auszug aus
der GVZ vom 05.06.81
Geilenkirchen-Süggerath. - Eine heitere Begebenheit ereignete sich im Jahre
1836 während des Besuches des Kronprinzen Friedrich Wilhelm in Süggerath. Seminarlehrer Brückmann berichtet davon:
Ber derselben Gelegenheit trug sich
eine heitere Begebenheit zu. Der Kronprinz hielt die Parade ab. Da näherte sich
ihm ein Küfer namens Peter Tobey und reichte ihm
seine einfache, aus Kirschrinde verfertigte Tabakdose mit den Worten: ´Häer! schnuft er en met?´ Lächelnd nahm der Kronprinz
eine Prise.
Stolz und hocherfreut entfernte sich der Küfer Tobey, und oft konnte man seitdem die Worte hören: ´Totäge kann ech sage, dat der Kruenprenz met mech geschnoeve
hat.´ (Dagegen kann ich sagen, daß
der Kronprinz mit mir geschnupft hat.)”
Gründung und Wachsen
der St. Martinus Schützenbruderschaft
Süggerath
von Hubert Weber
Einige Männer aus dem Orte Süggerath
machten an einem Sonntag im Juli 1885 einen Spaziergang. Es war auf dem Waldweg
von Süggerath nach Hochheid.
In ihrer Unterhaltung kam die Rede darauf, in Süggerath
einen neuen Verein zu gründen. Die Gründung einer Schützengesellschaft wurde
vereinbart.
Am Maria Himmelsfahrtstage, dem 15. August 1885, erfolgte
die Gründung der St. Martinus Schützengesellschaft. Als ersten Vorsitzenden
wählte man Peter Josef Speuser und zu seinem Stellvertreter
Peter Josef Wilms. Schriftführer und Kassierer wurde Wilhelm Wilms. Hauptmann
wurde Wilhelm Schölgens und Offizier Heinrich Damm.
In der Königskette sind die Namen des ersten Vorstandes eingraviert. Der erste Königsvogelschuß fand im Jahre 1886 statt. Geschossen wurde
mit Bleikugeln, welche von den Schützen selbst hergestellt wurden. Die
Schützenwiese war an der kleinen Wurmbrücke, früher "Ferkensbruch"
genannt. Das Schießen fand Maikirmes statt. Montags morgens wurde geschossen
und nachmittags zog der neue König mit der Königin schon im Aufzug durch den
Ort. Abends war dann der Königsball. Erster König als Ehrenkönig war Heinrich
Damm.
In den ersten Jahren nach der Gründung wurde eine Fahne
beschafft. Auf gelber Seide war das Bild des hl. Martinus zu Pferde mit dem
Bettler dargestellt. Davon gilt auch der Ausspruch des Mitbegründers Heinrich
Vogt: "Dat is minne Schimmel". Dabei zeigte er auf den Schimmel auf
der Fahne. Er war nämlich ein großer Pferdefreund. Erster Fahnenträger war
Mathias Pochen. Er wurde auch "der wackere Bäcker" genannt.
Der Mitbegründer Franz Speuser war
im April 1907 Vorsitzender. Er war ein echter Schütze aus altem Schrot und
Korn. Zu Martinuskirmes, des Montags, hatten einige Schützen den Kirchgang
verschlafen. Dafür erteilte er den Säumigen eine sehr scharfe Rüge, die allen
zu Herzen ging. Sein Nachfolger als Vorsitzender war auch noch ein Mitgründer.
Es war Johann Mänz, genannt "der lange Mänz". Unter seiner Führung wurde 1927 die zweite
Fahne beschafft. Der damalige Pfarrer Josef Küttelwesch
war ein Freund des Brauchtums der Schützen. Er hat viele schöne Anregungen
gegeben. Als nächster Vorsitzender wurde das heutige Mitglied Matthias Speuser für drei Jahre gewählt. Das älteste Mitglied
unserer heutigen Bruderschaft, Hubert Winkels, übernahm dann den Vorsitz. Unter
seiner Führung wurde 1930 das Kreisschützenfest in Süggerath
gefeiert. Im Jahre 1931 übernahm Peter Bolten die
Führung. In guten und bösen Zeiten haben die Schützen ihren Mann gestanden. Die
Mitgliederzahl betrug zur Zeit nur 15 Mann.
Die verhängnisvolle Zeit haben wir gut überstanden. Um der
Beschlagnahme unserer Fahne zu entgehen, brachten wir sie in die Kirche. Die
alte gemalte Fahne mit Zubehör, die Offiziersröcke, das Königssilber und noch
viele andere wertvolle Gegenstände waren im Fahnenschrank der Gaststätte Speuser untergestellt, die in Schutt und Asche fiel. Von August bis September 1944 wurden
fast alle Einwohner des Ortes evakuiert. Nur das Notdürftigste an Kleidung und
Lebensmitteln wurde mitgenommen. Keiner
dachte mehr an etwas anderes, als nur sein Leben in Sicherheit zu bringen.
Sieben Monate waren vergangen, ehe die ersten es wagten, in ihr vom Kriege
zerstörtes Heim zurückzukehren. Ende März 1945 kehrten die ersten Evakuierten
zurück. Anfang Juni berichtete der Pfarrer von Scherpenseel
nach Süggerath, daß in
seinem Pfarrhause eine Anzahl Kirchengewänder von Süggerath
lagerten. Ein amerikanischer Offizier hatte dem Pfarrer diese Sachen übergeben.
Als wir die Sachen dort abholten, fanden wir zu unserem Erstaunen auch unsere
neue Fahne dabei.
Im Jahre 1947 wurde die Neugründung beschlossen. Vom Bund
der historischen deutschen Schützen wurde bewilligt, die Bezeichnung
"Bruderschaft" zu führen. Am 25. Mai 1948 wurde die Neubelebung der
Bruderschaft durch den jetzigen Vorstand vollzogen. Die nicht mehr vorhandenen
Statuten wurden nach den ersten neu aufgesetzt. Die Einwohner wurden
aufgerufen, die noch etwa vorhandenen Sachen der früheren Schützengesellschaft
dem Vorstand zur Verfügung zu stellen. Wie durch ein Wunder erhielten wir die
Königskette mit 22 Anhängern zurück. Der silberne Vogel aber fehlte davon.
Das erste Schützenfest nach dem Kriege war in Scherpenseel. Die Bruderschaft beteiligte sich mit 21
Schützen daran. Es waren alles ältere Schützen, die
sich freuten, ihre alte Tradition wieder miterleben zu können.
Im Jahre 1949 wurde erstmals nach dem Kriege der Königsvogel
geschossen. Erster König war Josef Koch. Um die Jugend für die
Schützenbruderschaft zu begeistern, wurde erstmals in diesem Jahr der
Prinzenvogel geschossen. Der erste Prinz wurde Franz Speuser.
Es wurde beschlossen, den Königsvogel schon im August zu schießen, während der
neue König aber erst zur Maikirmes des darauffolgenden
Jahres aufziehen soll. Die Zahl der Mitglieder stiegt
von Jahr zu Jahr. Im Jahr 1948 fanden sich noch 19 alte Schützen ein und in den
Jahren 1948 bis 1953 ließen sich 38 neue Schützen aufnehmen.
Ein Dekanatsverband wurde gegründet,
dem die Schützenbruderschaft beitrat. Im Jahr 1954 wurde das Dekanatsschützenfest,
das noch allen in froher Erinnerung ist, in Süggerath
gefeiert.
St. Martinus-Schützenbruderschaft im Jahr 1952
Die St. Martinus Schützenbruderschaft hat stets durch rege
Teilnahme an den kirchlichen Festen ihre Verbundenheit mit der Kirche bekundet.
Außerdem hat die Bruderschaft die Kirmesfeierlichkeiten gestaltet und auch an
den familiären Festen, wie Goldhochzeiten u.ä.
teilgenommen.
Außer den vielen Festen, die die
Bruderschaft besucht, war auch eine Abordnung auf dem Diözesantag in Aachen.
So wie bisher wird sich die St. Martinus
Schützenbruderschaft auch weiterhin einsetzen für
Glaube, Sitte und Heimat !
St. Martinus-Schützenbruderschaft im Jahr 1963
Die Schützenbruderschaft zählte im Jahre 1956 60 aktive und
über 10 inaktive Mitglieder. Davon waren:
Hubert
Winkels und Leonhard Schlösser 50
Jahre
Josef Speuser und Matthias Speuser 45 Jahre
Peter Bolten und Josef Hellebrandt 40 Jahre
Theo Bleilevens 35
Jahre
Matthias Peetz, Matthias Koch, Josef Mänz,
H. Mertens,
F. Herings und Arnold Damm 30
Jahre
Josef Koch,
Wilh. Mänz, Josef Mänz,
Karl Mänz, 25
Jahre
Joh. Reinartz, H. Herings, Adam Finken
und H.
Schlösser bald
25 Jahre
Mitglieder unserer Bruderschaft.
1985 war das 100 jährige Bestehen der Bruderschaft.
Königspaar: Richard Brade und Frau Änni
geb. Pelzer.
Prinzenpaar: Lorenz Hellebrandt
mit Margot Mainz.
Schülerprinz: Frank Thomas.
Auf meine Anregung hin wurden die Ortsvereine zum Festzug am
Kirmes-Sonntag eingeladen (wurde bis jetzt beibehalten).
30 Vereine und 25 Musikkorps waren am Festzug beteiligt.
Das Festamt zelebrierte Weihbischof August Peters aus
Aachen. Zum Festabend dichtete ich ein Lied auf Süggerath
und seine Vereine, das dann auch nach einer bekannten Melodie vorgetragen
wurde.
St. Martinus-Schützenbruderschaft im Jahr 1985
1986 nahmen wir an der 600 Jahrfeier von Geilenkirchen teil.
Wir stellten dar, aus dem Geschichtsblock von 1836, Kronprinz Wilhelm weilt zu
einer Truppenschau in Süggerath.
1987. Die Bruderschaft übernimmt die
Kosten für die Restaurierung einer Kreuzwegstation in der Kirche. Zum Vogelschuß am 15. August erhalten wir Besuch aus den
Niederlanden von der St. Sebastianus Schuttery aus Mheer. Dieser
Freundschaftsbesuch besteht schon seit 1979. Am 24. Oktober laden die Schützen
Mitglieder und Aktive zu einem Kameradschaftsabend ein.
Offiziere der St. Martinus
Schützenbruderschaft 1985
von links: Franz-Josef de Gavarelli,
Barthel Gruber
Hubert Weber, Peter Lüttgens
Richard Brade (König), Hans
Ehemann
Hans Flecken, Franz Speuser, Matthias Reinartz,
Franz Gottschalk
1989 wird die Schützenjugend für 2 Tage in ein Ferienlager
in der Nähe von Monschau geschickt. Arnold Werths wird zum 2. Male in Folge
König, die Kaiserwürde blieb ihm verwehrt.
17,. September. Pfarrer Matthias Kamps feiert sein goldenes
Priesterjubiläum mit der Pfarrgemeinde und besonders mit den Schützen, deren
Präses er ist.
1991. Am 19. September beschloß
die Bruderschaft in einer Vollversammlung, als eingetragener Verein geführt zu
werden. Dieser Beschluß wurde am 7. Oktober 1991 zur
Eintragung ins Vereinsregister des Amtsgerichtes Geilenkirchen vorgenommen und
bestätigt. Die neuen Satzungen decken sich in etwa mit den alten.
1992. Hans Flecken, langjähriger Hauptmann, wird zum General
befördert.
1993. Bei der Heiligtumsfahrt nach Aachen nahmen von unserer
Bruderschaft 8 Schützen teil. Etwa 5.000 Schützen aus unserem Dekanat waren
daran beteiligt. Am 27. Mai 1993 trennen sich das Musikkorps und die Bruderschaft
endgültig.
1994. Unser langjähriger Ortsvorsteher und Schützenbruder
Josef Bergs legt sein Amt nieder. Neuer Ortsvorsteher wird Theo Peetz. Erste Amtshandlung, die Kranzniederlegung am
Ehrenmal.
1995. Die Herbstkirmes wird in Verbindung mit dem 75 jährigen
Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr gefeiert. Am 7. Dezember 1995 feiert die
Bruderschaft ihr 25 jähriges Bestehen im Schiess-Sport.
1996 und 1997 verliefen ohne besondere Vorkommnisse.
Lied zum Jubelfest 1985
der St. Martinus-Schützen-Bruderschaft
von Hubert Weber
In einem Tale an der Wurm, da liegt ein Dörflein fein,
umringt von Wiesen, Wald und Höh´n,
das kann nur Süggerath sein.
Die Häuser, Straßen propper rein,
die Leute freundlich schau´n,
Vereine prägen das Gescheh´n und
darauf kann man bau´n.
Refrain: Ja, seh´n Sie da sind wir zuhaus,
das ist uns´re Stadt
und froh begeistert rufen wir aus: “Hoch lebe Süggerath!”
Der Kirchenchor hat viel erreicht, bringt Frohsinn uns ins
Haus,
denn mit Musik geht alles leicht, da schwören viele drauf.
Sie singen nicht nur den Choral, pflegen des Volkes Lied,
sie fördern dadurch die Moral und wünschen: Wenn es so
blieb!
Refrain: Ja, seh´n Sie.....
Die Schützen, Traditionsverein, stehen schon 100 Jahr
für Glaube, Sitte, Heimat ein, wie´s
früher auch schon war.
Der Glaube steht für Christlichkeit, Sitte für Tradition
zur Heimat fest in Einigkeit und treu zur Nation.
Refrain: Ja, seh´n Sie.....
Das Trommlerkorps mit Marschmusik verschönert jedes Fest,
stets schlagen uns´re Herzen hoch,
mit Musik sich leben läßt.
Das Flötenspiel, der Trommelschlag auch beim Konzert
erklingt,
es lohnt sich immer Müh´ und Plag´, wenn´s
Freude uns nur bringt.
Refrain: Ja, seh´n Sie.....
FC 09 Germania bringt jung und alt in Trab
und wenn sie einmal oben sind, steigen sie wieder ab.
Doch letzt in ihrem Jubeljahr besannen sie sich drauf,
sie kämpften wie es früher war und stiegen wieder auf.
Refrain: Ja, seh´n Sie.....
Die Feuerwehr in unserem Ort rettet aus der Gefahr,
sie löschen, helfen in Rekord, ihr Tun freiwillig war.
Entsteht einmal ein Wirtschaftsbrand, dann löschen sie mit
Lust,
sie löschen dann den eig´nen
Brand, heben einen zur Brust.
Refrain: Ja, seh´n Sie.....
Die Narrenzunft hat Konjunktur, bringt Frohsinn mit Helau,
sie bringen alles mit Bravour, manch einer wird dann blau.
Zum Feiern ist man gern bereit, hat Spaß nur an der Freud´,
ein Prosit der Gemütlichkeit, das hat noch nie gereut.
Refrain: Ja, seh´n Sie.....
Das Musikkorps Süggerath
e.V.
von Helmut Nußbaum
Gründung und die ersten Jahre
1929 - 1939
Das
Musikkorps Süggerath e.V. wurde im Jahre 1929
innerhalb der damaligen Kriegskameradschaft als “Trommler und Pfeiferkorps Süggerath” gegründet. Die damaligen Mitglieder waren:
Wilhelm Böhmer (Korpsführer und Ausbilder Tamboure), Adam Wilms, Franz Wennmacher, Christian Wüllenweber,
Matthias Wennmacher, Karl Braun, Hubert Heinrichs,
Konrad Donne` und Johann Gottschalk. Ausbilder der
Flötisten war Johann von Contzen aus Prummern.
Es hat viel Mühe und Opfer gekostet, in der damaligen Zeit
ein Trommler- u. Pfeifer
korps aufzubauen und zu unterhalten. Bis
zur Machtergreifung im Jahre 1933 hatte das Korps viele schöne Erfolge. Dann
kamen die Auseinandersetzungen mit der Partei. Man wollte sogar die Instrumente
für die Partei beschlagnahmen. Durch den damaligen Vorstand der
Kriegerkameradschaft - Hubert Heinrichs sen., Peter Hellenbrandt
und Matthias Braun - konnte dies aber verhindert werden. Später bestand bis zum
Ausbruch des Krieges doch noch ein gutes Verhältnis zwischen Partei und dem
Korps. Im Krieg wurden die Mitglieder nach und nach eingezogen. So mußte das Korps sein Spiel vorübergehend einstellen. Im
Krieg gefallen sind die Mitglieder Franz Wennmacher
und Adam Wilms. In den Kriegswirren gingen alle Instrumente verloren.
Neugründung nach dem Krieg
1949 - 1958
Nachdem im Krieg und in den Nachkriegsjahren das
Vereinsleben völlig ruhte, konnte im Jahre 1949 langsam an die Wiederaufnahme
desselben gedacht werden. Der Vorsitzende der St.
Martinus-Schützenbruderschaft, Peter Bolten war der
Erste, der an eine Wiederbelebung des Spiels dachte. Er besprach sich mit den
alten Spielleuten Johann Verspeek und Konrad Donné und unterbreitete ihnen seinen Vorschlag. Von diesem
Vorschlag begeistert, gingen die beiden sofort an die Arbeit. Auf ihr Werben
hin meldeten sich die früheren Spielleute Hubert Heinrichs, Heinrich Deckers
und Johann Moors sowie einige
Jugendliche. So konnte mit 14 Mitgliedern der Neuanfang gewagt werden.
Von den früheren Spielleuten übernahm Johann Verspeek
die Ausbildung der Tamboure und Heinrich Deckers die der Flötisten.
Wenn man sagt, daß aller Anfang
schwer sei, so trifft das ganz besonders auf die Neugründung des Korps zu. Nach
der Währungsreform im Juni 1948 hatte jede Familie soviel Neuanschaffungen, daß
nicht mehr viel für das Vereinsleben übrig blieb. Die erste Trommel, die uns
Familie Johann Bolten zur Verfügung stellte, war eine
selbstgebastelte. Zwei neue Trommeln erhielten wir
aus der damaligen Sowjetzone (spätere DDR) gegen Lebensmittel. Unser ältestes
Mitglied, der Kassierer Johann Verspeek, saß oft bis
in die Nacht und richtete die Trommeln her, die wir irgendwo antiquarisch
erwerben konnten. Wurde irgendwo ein Kälbchen totgeborn,
waren wir sofort zur Stelle, um in den Besitz des Felles zu gelangen und es
dann in Randerath gerben zu lassen. Bei der Maikirmes
1950 konnte das Korps erstmals wieder die St. Martinus-Schützenbruderschaft bei
ihrem Festzug begleiten. Die Kluft war damals noch recht primitiv. Weißes Hemd
mit schwarzer Krawatte. Dunkle Hosen hatten nur wenige Mitglieder.
Im Jahre 1950 wählte man den ersten Vorstand nach dem
Kriege. Er setzte sich wie folgt zusammen: Vorsitzender und zugleich
Korpsführer = Hubert Heinrichs, 2. Vorsitzender = Theo Stefelmanns,
Schriftführer = Helmut Nußbaum, Kassierer = Johann Verspeek.
Der erste von uns besuchte Wettstreit in Gereonsweiler
1951 war für uns ein besonderes Erlebnis.
In den folgenden Jahren ging es immer mehr bergauf. Jede
Woche wurde in der Werkstatt unseres Korpsführers Hubert Heinrichs fleißig
geübt. 1953 bemühten wir uns um Uniformröcke. Jeder hielt die Augen auf, ob
irgendwo jemanden sah, der einen gut erhaltenen
Militärrock trug. War ein solcher entdeckt worden, wurde sofort mit dem
Besitzer verhandelt. Meistens wurde der Rock gegen einen anderen getauscht. Die
Röcke wurden dunkelblau gefärbt und die Mitglieder waren sehr stolz, als sie
erstmals in diesen “neuen Röcken” aufziehen konnten.
Höhen und Tiefen des Korps
1958 - 1974
1958 war ein erfolgreiches Jahr. Es gelang, einen neuen
Fanfarenzug unter der Leitung von Henk Boon
aufzubauen und die erste Standarte zu kaufen. Auch konnten wir in diesem Jahr
22 fördernde Mitglieder werben. Bis 1959 war der Mitgliederstand auf 36 Aktive,
10 Ehrenmitglieder und 22 Förderer gestiegen. Josef Benders aus Hochheid übernahm die Ausbildung. Als erster Marsch wurde
“Hoch Heidecksburg” geübt. Am 16. November war die Fahnenweihe unserer ersten
Standarte. Im Jahre 1959 feierte das Korps sein 30-jähriges Bestehen in
Verbindung mit einem internationalen Freundschaftstreffen. Es war ein sehr
schönes Fest, an dem 18 auswertige Spielmannszüge
teilnahmen. Für 30-jährige Mitgliedschaft wurden der Ehrenvorsitzende Wilhelm
Böhmer, der Korpsführer Hubert Heinrichs und der Kassierer Johann Verspeek geehrt. Herr Böhmer starb 3 Wochen danach.
Am 17. Februar 1965 starb nach schwerer Krankheit der
langjährige Korpsführer Hubert Heinrichs im Alter von 51 Jahren. Er war der
letzte Gründer des Korps, der noch aktiv war. Sein früher Tod hat das Korps
schwer getroffen. Nach der Neugründung im Jahre 1949 hat er die Führung des
Korps übernommen. Mit ihm haben wir nicht nur einen vorbildlichen Korpsführer
verloren, sondern auch einen treuen Kameraden, der bei allen Mitgliedern und
darüber hinaus bei allen Süggerathern gleichermaßen
beliebt war. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Nachfolger
wurde Hans Verspeek. Er hatte diesen Posten bis zur
Umstellung auf eine Blaskapelle inne.
In den 60er-Jahren und Anfang der 70er-Jahre traten wieder
neue Probleme auf. Ständig wechselten die Ausbilder. Immer wieder mußten die Mitglieder ermahnt werden, die Proben besser zu
besuchen. Zwar erreichten die Aktiven im Jahre 1974 einen Rekordstand von 61
Mitgliedern, aber schon 1977 waren es nur noch 40.
Im Jahre 1970 wurde der im Jahre 1966 mit den Schützen
geschlossene Vertrag gekündigt, wonach jedes Mitglied des Korps auch
gleichzeitig Mitglied der St. Martinus-Schützenbruderschaft war. Der Name wurde
in “Trommler- u. Fanfarenkorps Süggerath” geändert
und gleichzeitig fand die Eintragung in das Vereinsregister statt. Somit wurde
das Korps ein selbständiger, eingetragener Verein.
Umstellung auf eine Blaskapelle
ab 1974
Erst nachdem Hans Nickel aus den Niederlanden Ende 1974 die
Ausbildung übernahm, ging es mit dem Korps wieder aufwärts. Die Qualität des
Spiels nahm von Jahr zu Jahr zu. Herr Nickel gewann schnell das Vertrauen der
Mitglieder und schaffte mit viel Geduld und Ausdauer die allmähliche Umstellung
auf eine Blaskapelle. Ihm ist es zu verdanken, daß
aus dem ehemaligen Trommler- u. Pfeiferkorps eine angesehene Blaskapelle wurde.
Allerdings schieden einige Mitglieder aus, da ihnen die Umstellung auf Noten
und das Erlernen eines Instrumentes zu beschwerlich erschien. Diese wurden
weiter als aktive Mitglieder ohne Spieltätigkeit geführt. Später wurden sie
“Aktive B” genannt.
Am 5. Mai 1979 wurde Hans Nickel für seine Verdienste um das
Korps zum Ehrenmitglied ernannt. In diesem Jahr hat das Korps erstmals die
Weihnachtsmesse mitgestaltet und Heilig Abend in den Straßen gespielt.
Am 3. Oktober 1982 starb unser langjähriger
Ehrenvorsitzender Johann Verspeek im Alter von 74 Jahren . Im Jahre 1949 ergriff Johann Verspeek
als einer der ersten die Initiative zur Neugründung des Korps. Mit großem Eifer
und unter großen Opfern schaffte er mit seinen Vereinskameraden diese schwere
Aufgabe. Im Jahre 1950 wurde er als Kassierer in den Vorstand gewählt. Nachdem
er nach 51-jähriger Tätigkeit als Spielmann (früher im Spielmannzug Niederheid) keine Aufzüge mehr mitmachen konnte, ernannte
ihn das Korps zum Ehrenvorsitzenden.
Johann Verspeek war mit Leib und
Seele Spielmann. Für ihn war das Korps ein Stück seines Lebens. Mit “Verspeek Schäng” verbindet sich
manch schöne Erinnerung an die beschwerlichen aber doch schönen Jahre der
Nachkriegszeit. Wenn allerdings schon mal nicht alles nach seinem Wunsch ging,
konnte er gelegntlich “giftig” werden. So ließ er
sich einmal in seinem Garten in voller Uniform mit seiner Trommel fotografieren
und erklärte dann, das sei sein letzter Auftritt gewesen. Beim nächsten Aufzug
war er dann doch wieder dabei. Er konnte einfach ohne “sein Korps” nicht leben.
Wir werden seiner stets in Dankbarkeit gedenken.
Im Jahre 1983 veranstaltete das Korps das erste Musikfest
und hat am ersten Konzert heimischer Blaskapellen in der Geilenkirchener
Stadthalle teilgenommen. 1986 wurde der Name in “Musikkorps Süggerath”
geändert, nachdem die Umstellung auf eine Blaskapelle abgeschlossen war. 1991
schied unser langjähriger Vorsitzender Theo Stefelmanns
aus dem Korps aus.
Am 29. Mai 1995 starb der langjährige Dirigent und
Ausbilder, das Ehrenmitglied Hans Nickel. Das Korps nahm geschlossen an der
Beerdigung teil.
1996 hatten wir verschiedene personelle Veränderungen. Ende
Mai trat der 1. Vorsitzende Reiner Babian von seinem
Amt zurück. Mitte des Jahres erklärte der Dirigent Josef Orlowski,
daß er aus beruflichen Gründen als Ausbilder und
Dirigent ausscheiden müsse. So hatten wir dann wieder ein größeres Problem, wie
es anfangs schien, zu bewältigen. Aber schon bald erklärte uns unser aktives Mitglied
Dietmar de Gavarelli, daß
er bereit sei, die Ausbildung und Leitung des Korps zu übernehmen.
Bei der Versammlung am 5. September wurde der bisherige 2.
Vorsitzende Hans-Peter Laumen zum 1. Vorsitzenden
gewählt.
Unser Jugendheim
von Gerd Holz
Kein Verein - nicht nur für die Jugend -, aber
aufgeschlossen und flexibel - eine lockere, jedoch wiederum intensive
Gemeinschaft von Kindern, Eltern, Omas und Opas - dafür steht der Name
“Jugendheim Süggerath”.
Die “Initialzündung” (vor vielen Jahren) stammt von
Franz-Josef und Elisabeth Mänz, die auch heute noch
mit ruhiger, umsichtiger Hand Akzente setzen. Jedoch macht jeder mit nach
Neigung und Geschick. So kommt es, daß der Eine dies
und der Andere jenes der vielen Aktivitäten ausarbeitet und leitet, als da
sind:
Ausflüge, Radtouren, Wanderungen,
Weihnachtsfeiern,
Basteln, Karnevalsaufzüge
und vieles, vieles mehr.
Auch für “neue Süggerather” (z.B.
zugezogene Familien) ist das Jugendheim oft die erste Möglichkeit, sich schnell
im Dorf zu integrieren.
Ein Beispiel nach dem Motto “typisch Jugendheim”:
Viele “Jugendheimler” sitzen bei
Würstchen, Musik und Planschbecken am heimischen Spielplatzsandkasten in Süggerath und feiern eine “Beachparty”.
- Super Stimmung - Plötzlich sagt einer: “Wir könnten das auch mal in echt
machen”. Allgemeine Zustimmung in der Runde. - Und so fährt das Jugendheim
dieses Jahr im Juni zur Nordsee und feiert dort eine “echte” Beachparty.
Ja; das Jugendheim ist in Süggerath
ein fester Bestandteil des dörflichen Lebens geworden und vermittelt im
Einklang mit den Dorfvereinen vor allem bei den Kindern das Gefühl:
- Unser Dorf ist Heimat -
Karnevalsfreunde
Süggerather “Spätlese” e. V.
von Karl-Heinz Bolten
Karneval in Süggerath hieß lange
Jahre nur: Altweiberball in der Gaststätte Gillissen
am Veilchendienstag.
Das änderte sich schlagartig, als sich am 25. Juni 1971 in
der Gaststätte Damm-Jäger 26 Süggerather trafen, um
unter der Leitung von Peter Vieten einen
Karnevalsverein zu gründen.
Peter Vieten wurde dann auch zum
1. Präsidenten gewählt, war er doch der einzige mit karnevalistischer
Vorbelastung. Ihm zur Seite stand Matthias Dohlen als 1. Vorsitzender und Leo Speuser als Schatzmeister. Diesem oblag nun die schwierige
Aufgabe, die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, ohne die ein Verein
nicht bestehen kann.
Als Grundstock für die Kasse wurden während der Versammlung
Spenden in Höhe von 226,-- DM gesammelt.
Die Mitgliederzahl wuchs sehr schnell an. Damit erhöhten
sich die Einnahmen ebenfalls. Doch immer wieder war der Kassenbestand durch
dringend erforderliche Anschaffungen aufgebraucht.
Noch im gleichen Jahr wurde die erste Sitzung in Süggerath veranstaltet. Sie war ein voller Erfolg und so
konnte man mit Mut in die zweite Session gehen.
In der zweiten Session veranstaltete die “Spätlese” bereits
ihre erste Karnevalssitzung in der Stadthalle Geilenkirchen. Diese Sitzung
wurde ein Bombenerfolg. man hatte sich gegen alle Vorbehalte in die damals noch
karnevalistisch unterentwickelte City begeben.
Dort war man bis 1981 mit großem Erfolg tätig. Dann überließ
man die Stadthalle dem inzwischen gegründeten GKV.
Die “Spätlese” pflegt seit 1975 Kontakte zu der
Unteroffiziersheimgesellschaft in der Kaserne Niederheid
bzw. zu deren Nachfolger. Es entwickelte sich ein freundschaftliches
Verhältnis.
Seit 1977 wird dort regelmäßig eine Prunksitzung abgehalten,
die auch für die Zivilbevölkerung zugänglich ist. Die “Spätlese” kann dort ein
treues Stammpublikum begrüßen, das teilweise noch keine Sitzung verpaßt hat.
Seit drei Jahren findet dort ebenfalls eine Damensitzung
statt. Nach mäßigem Zuspruch im ersten Jahr, hat sich diese zwischenzeitlich
etabliert und wurde in diesem Jahr von ca. 400 Damen besucht. Sie alle wollen
wiederkommen und zur nächsten Sitzung weitere Freundinnen und Bekannte
mitbringen.
Im Januar 1981 wurde erstmals in Zusammenarbeit mit dem FC
Union Lindern eine Kappensitzung in der dortigen Mehrzweckhalle veranstaltet.
Diese wurde zu einem vollen Erfolg, und so ist es bis heute geblieben.
Seit 1972 veranstaltet die “Spätlese” am Tulpensonntag einen
Karnevalszug. Dort sind jedes Jahr zahlreiche Fußgruppen und Wagen zu
bestaunen. Höhepunkt ist immer der Prinzenwagen mit den amtierenden Tollitäten.
Besondere Freude bereiten die Aktiven des Elferrates, der
Tanzgruppen und das Prinzenpaar bei ihren Besuchen in Kindergärten, Senioren-
und Behindertenheimen. Diese Besuche gehören seit über 20 Jahren zum festen
Programm der “Spätlese”.
Die Kinder werden bei der “Spätlese” ebenfalls nicht
vergessen. Veilchendienstag findet seit Jahren im Saal Speuser
eine Kindersitzung statt. Temperamentvoll geht es dort zu, und oft werden
Eltern oder Großeltern von der Begeisterung mitgerissen. Bei dieser
Veranstaltung wird kein Eintrittsgeld erhoben.
An den Karnevalstagen herrscht bei den Ballveranstaltungen
ebenfalls viel Jubel, Trubel, Heiterkeit. In den letzten Jahren wurden diese
von der Bevölkerung immer besser angenommen.
Im Jahre 1991 wurden alle
Veranstaltungen wegen des
herrschenden Golfkrieges abgesagt.
Durch ihre Sitzungen in Geilenkirchen, der Selfkantkaserne,
in Lindern, den Besuchen in Kindergärten pp. und der Teilnahme an der
Rathauserstürmung wurde die “Spätlese” schnell bekannt und war bald im
kulturellen Leben der Stadt integriert, aus dem sie heute nicht mehr wegzudenken
ist.
Dies dürfte auch der Grund dafür sein, daß
die “Spätlese” von Anfang an Unterstützung in der Geilenkirchener
Geschäftswelt und von den Ehrensenatoren fand.
Das jährlich im August durchgeführte Tennenfest ist ein
beliebter Sommertreff für Karnevalisten, Freunde, Gönner und für die
Bevölkerung aus dem ganzen Stadtgebiet. Bei einem gemütlichen Glas Wein oder
Bier und leckeren Spezialitäten vom Grill kann man im Kreise netter Leute einen
schönen Abend verbringen. Wer will, kann auch das Tanzbein schwingen.
In der Süggerather
Dorfgemeinschaft ist die “Spätlese” mit ihren zahlreichen Veranstaltungen ein
belebendes Element. Sie erfährt auch hier von der Bevölkerung, insbesondere
beim Karnevalszug, große Unterstützung. Vereine, Nachbarschaften, Kegelclubs
und Einzelpersonen bauen Wagen oder stellen Fußgruppen. Landwirte stellen Gerät
und Scheunen zur Verfügung, so daß das Miteinander
gefördert wird, und sich alle auf den großen Tag freuen.
Die aktiven Mitglieder stellen eine bunte Mischung aus Jung
und Alt, Kindern, Frauen und Männer dar. Der amtierende Vorstand mit Heinz Hussels, Leo Reinartz, Elisabeth Bolten,
Elvi Liebers, den
Beisitzern sowie den vielen Helfern, Betreuerinnen der Tanzgruppen und den
Uniformträgern haben für die kommende Session wieder ein volles Programm mit
vielen Höhepunkten geplant und weitgehend vorbereitet.
Hier noch einige Daten:
25. Juni 1971 Gründung
ab 1972 Tanzgruppen
seit 1973 Besuch
von Kindergärten und Seniorenheimen
1972 - 1981 Galasitzung
in der Stadthalle
seit 1972 Karnevalszug
in Süggerath
1974 Anschaffung
der Uniformen
seit 1977 Prunksitzung
in der Selfkantkaserne
seit 1981 Kappensitzung
mit dem FC Union Lindern
seit 1982 Kinderkarneval
in Süggerath
seit 1995 Damensitzung
in der Selfkantkaserne
1995 Stiftung
der Standarte durch Marianne u. Heinz Hussels
1997 173
Mitglieder